1 Branchenübergreifendes Ziel: Nachhaltigkeit im Mittelstand stärken.
Eine zukunftsorientiertere Berufsbildung und entsprechende Angebote, die auf Umwelt und Nachhaltigkeit einzahlen, sind das Ziel verschiedener Förderprogramme und -initiativen. Wir haben uns drei näher angeschaut.
Das Mehrgleisige: „Nachhaltig im Beruf“
Um eine Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) umzusetzen, zu verbreiten und weiter zu verankern, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Programm Nachhaltig im Beruf – zukunftsorientiert ausbilden (NIB) ins Leben gerufen. Ein erklärtes Ziel: Fachkräfte von morgen sollen bereits heute lernen, ökologisch, sozial und ökonomisch verantwortlich zu handeln. So werden Fachkräfte zu „Pionieren, Ausbilder/-innen zu Multiplikatoren und Unternehmen zu Orten des nachhaltigen Wandels.“
Das Programm ist mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus kofinanziert. Die fachliche Begleitung hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) übernommen, administrativ ist die Knappschaft-Bahn-See (KBS) verantwortlich. Das BIBB erläutert auf seiner Website die drei wesentlichen Bausteine:
Förderung von Umsetzungsprojekten (laufende Maßnahme)
An dieser Förderung für insgesamt 21 Projekte sind 56 Einrichtungen aus der Berufsbildungspraxis und -wissenschaft sowie über 150 Partner beteiligt. Im Fokus: die nachhaltigkeitsbezogene Qualifizierung von Ausbildungspersonal und Lehrkräften, die Etablierung von BBNE-Angeboten in Weiterbildungseinrichtungen sowie mehr BBNE-förderliche Rahmenbedingungen, etwa im Prüfungswesen oder beim Auf- und Ausbau von Netzwerken. Der gemeinsame Fokus: rund 12.000 Fachkräfte unterschiedlicher Branchen „nachhaltigkeitsbezogen zu qualifizieren“. Die Projektlaufzeit beträgt 24 Monate.
Förderung von Transformationsprojekten (laufende Maßnahme)
Diese zweite Förderrichtlinie soll helfen, Betriebe durch innovative Lösungen der beruflichen Bildung so zu unterstützen, dass sie die Herausforderungen des sozial-ökologischen Wandels besser bewältigen. Für die Qualifizierungen sollen unter anderem Fachkräfte in Betrieben, die bereits an der sozial-ökologischen Transformation arbeiten, angesprochen werden. Auf Projektmittel können sich Innungen, Kammern, Verbände, aber auch Hochschulen sowie Ausbildungsbetriebe bewerben. Die Umsetzung startet zum Jahresende 2025.
Einrichtung einer Vernetzungsstelle
Das BIBB hat zudem eine Vernetzungsstelle eingerichtet. Ihr Zweck: Sie soll den Transfer der Programmergebnisse befördern, zudem werden die Projekte mit Initiativen sowie Stakeholdern der Berufsbildung in den Austausch gebracht. Flankierend finden Veranstaltungen und Tagungen statt, es gibt Begleitmaterialien sowie Broschüren, auch eine Website. „Wir wollen dem Programm wie auch einer nachhaltigkeitsorientierten Berufsbildung insgesamt mit unserer Arbeit mehr Schlagkraft verleihen, mehr Kooperationen ermöglichen und den Anschluss an laufende Diskurse in der Berufsbildung herstellen“, erklärt Moritz Ansmann, Leiter der Vernetzungsstelle am BIBB.
Das Praxisorientierte: „Modellversuche Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung“ mit nützlicher Materialsammlung
Ebenfalls BMBF und BIBB sind federführend bei praxisorientierten Modellversuchen, bei denen Wissenschaft und Praxis gemeinsam die Potenziale verschiedener Berufe für einen nachhaltigen Wandel herausarbeiten. Die Modellversuche sollen maßgeblich dabei helfen, Nachhaltigkeit in Aus- und Weiterbildung zu verankern. Ein Förderschwerpunkt etwa war „Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung im Transfer für Ausbildungspersonal 2020 – 2022“. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse wurden im gleichnamigen Reader zusammengetragen.
Das Plus: Materialien für die Praxis
Das Besondere an den Modellversuchen aber, sozusagen Ergebnisse zum Anfassen, ist eine dabei entstandene Materialsammlung: Alle Interessierten finden hier praxistaugliche Lehr- und Lernmaterialien, Gestaltungskonzepte für Betriebe und Institutionen, ebenso (Erklär)Videos, Checklisten, Handreichungen und vieles mehr. Die praxistauglichen Materialien sind gedacht, um Ausbilder*innen zu qualifizieren, Betrieben Gestaltungshilfen an die Hand zu geben und Azubis Lernmaterialien zur Verfügung zu stellen.
Die Sammlung ist nach Branchen und Medien sortiert, enthält aber auch branchenübergreifende Angebote, etwa ein E-Learning-Modul zur Nachhaltigkeit. Die Angebote stehen zum Downloaden zur Verfügung, wie im Falle des E-Learning-Moduls, oder sind direkt online einsetzbar. Abgerundet wird dieses Angebot durch weitere, teils umfassende Veröffentlichungen, darunter „Gestaltung nachhaltiger Lernorte“. Dieser Leitfaden beschreibt vier Gestaltungsbereiche mit insgesamt 13 Handlungsfeldern – mit zahlreichen praktischen Anregungen.
Das Innovative: „GreenSmile“ mit KI-Anwendungen
Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sollen besser auf die Erfordernisse der Green Economy vorbereitet werden. Denn gerade hier fehlt es oft an ausreichenden Kapazitäten, um sich systematisch mit Kompetenzentwicklung und Weiterbildungsstrategien zu beschäftigen.
Datengenerierte Assistenzsysteme
Das Projekt GreenSmile setzt hier an. Vor allem Unternehmen im produzierenden Gewerbe stehen im Fokus. Bei ihnen sollen gleich auf mehreren Ebenen Verbesserungen erzielt werden. Das Besondere: Auch innovative KI-Anwendungen kommen zum Einsatz. Eines der erklärten Ziele ist zum Beispiel ein KI-basierter Lernpfadgenerator. Dank dieses Assistenzsystems sollen passgenaue personalisierte Weiterbildungsangebote möglich werden, die den jeweiligen betrieblichen Anforderungen genau entsprechen. Anwender*innen steht neben dem individuellen Lernpfad auch ein Lernmanagement-System zur Seite.
Grundlage für die Anwendung ist im Übrigen ein zuvor im Projekt entwickeltes Kompetenzmodell „Green Skills“, das aktuell und zukünftig relevante Kompetenzen erfasst.
Ein weiteres Ziel ist der einfache Zugang zu einer Vielzahl an Weiterbildungsangeboten unterschiedlicher Anbieter. Dazu soll die bereits vorhandene Datenbank noch erweitert und um sinn- und qualitätsvolle kostenfreie Inhalte ergänzt werden. Mit einem Diagnostikinstrument, dem „Green Skills Check“ können Unternehmen parallel den Status quo in Sachen Nachhaltigkeitskompetenzen ermitteln und einen Ziel-Zustand definieren. Abgerundet wird das Angebot an KMU durch Instrumente für eine strategische Personalplanung, womit sich zum Beispiel Maßnahmen für betriebsspezifische Nachhaltigkeitsziele ableiten und entsprechende Qualifizierungsbedarfe ermitteln lassen.
Breiter Transfer gewünscht
Der Projektverantwortliche INNOVET (BMBF) und seine Verbundpartner, das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik, die Peers Solutions GmbH, die FBT Feinblechtechnik GmbH, die Harms & Wende GmbH & Co. KG sowie die ZEIT Akademie GmbH, wollen alle zentralen Ergebnisse auf der Projektwebsite veröffentlichen und hoffen auf breiten Transfer im Industrie- und Dienstleistungssektor.
Wir wollen dem Programm wie auch einer nachhaltigkeitsorientierten Berufsbildung insgesamt mit unserer Arbeit mehr Schlagkraft verleihen, mehr Kooperationen ermöglichen und den Anschluss an laufende Diskurse in der Berufsbildung herstellen.“
Fachkräfte von morgen sollen bereits heute lernen, ökologisch, sozial und ökonomisch zu handeln.“