Die „charakterliche Förderung“ der Auszubildenden ist als Bildungsauftrag der Ausbildungsbetriebe bereits im Berufsbildungsgesetz verankert (§ 14 Absatz 1 Nummer 5 BBiG). Doch die Umsetzung bringt konkrete betriebswirtschaftliche Vorteile mit sich: bessere Teamarbeit, höhere Arbeitszufriedenheit und gesteigerte Innovationskraft.
Demokratiekompetenz als berufliche Handlungskompetenz
Das BIBB orientiert sich am Referenzrahmen des Europarats für Kompetenzen einer demokratischen Kultur, der 2018 entwickelt wurde. Demokratiekompetenz umfasst dabei drei zentrale Bereiche:
Werte und Haltungen: Respekt, Gemeinwohlorientierung, Solidarität und Wertschätzung kultureller Vielfalt als Motivation für Handlungen.
Wissen: Verständnis der eigenen kulturellen Zugehörigkeit, politischer Systeme, Kommunikationsformen und Möglichkeiten der demokratischen Teilhabe.
Fähigkeiten und Fertigkeiten: Selbstständiges Lernen, analytisches Denken, Empathie, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit sowie Konfliktlösungskompetenz.
Messbare Vorteile für Unternehmen
Die Investition in Demokratiebildung zahlt sich für Betriebe in mehrfacher Hinsicht aus:
Bessere Teamarbeit: Auszubildende, die demokratische Werte lernen, können konstruktiver zusammenarbeiten und Konflikte sachlicher lösen.
Höhere Mitarbeiterzufriedenheit: Studien belegen, dass Mitbestimmung, Gestaltungsspielräume und transparente Strukturen entscheidend für Motivation und Identifikation mit dem Unternehmen sind.
Stärkung von Schlüsselkompetenzen: Demokratiebildung fördert wichtige Soft Skills wie Kommunikations-, Kooperations- und Konfliktlösungsfähigkeit sowie Verantwortungsbewusstsein.
Mehr Innovationskraft: Offener Austausch von Ideen, konstruktive Kritik und unterschiedliche Perspektiven fördern kreative Lösungen und Anpassungsfähigkeit.
Bessere Nachwuchsgewinnung: Unternehmen mit demokratischen Werten sind für junge Fachkräfte attraktiver und profitieren von engagierten, loyalen Mitarbeitenden.
Praktische Umsetzung im Ausbildungsalltag
Das BIBB gibt konkrete Handlungsempfehlungen für die Umsetzung von Demokratiebildung:
Respektvolles Miteinander: Alle Auszubildenden individuell unterstützen, ein wertschätzendes Umfeld schaffen und unterschiedliche Meinungen in sachlicher Diskussionskultur zulassen.
Partizipation ermöglichen: Auszubildende in Entscheidungen einbeziehen, eigenverantwortliches Arbeiten fördern und zur Teilnahme an Jugend- und Auszubildendenvertretungen ermutigen.
Kompetenzen stärken: Team- und Projektarbeit nutzen, internationale Kooperationen ermöglichen, konstruktive Fehlerkultur etablieren und Diskriminierung aktiv thematisieren.
Demokratie erlebbar machen: Aktionstage durchführen, demokratisches Betriebsklima fördern und als Ausbilder Vorbildfunktion übernehmen.
Integration in modernisierte Ausbildungsstandards
Die modernisierten Standardberufsbildpositionen, die integrativ während der gesamten Ausbildung zu vermitteln sind, beinhalten bereits verschiedene Aspekte von Demokratiekompetenz. Dies unterstreicht die systematische Verankerung demokratischer Bildung in der beruflichen Ausbildung.
Gesellschaftliche Relevanz verstärkt sich
In Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen wie sozialer Ungleichheit, Diskriminierung und politischen Konflikten wird Demokratiebildung besonders wichtig. Die duale Ausbildung bietet einen zentralen Raum, in dem junge Menschen demokratische Prinzipien praktisch erfahren können. Mitbestimmung und demokratisches Handeln wirken sich dabei auch auf andere Lebensbereiche aus und fördern politisches Interesse sowie gesellschaftliches Engagement.
Nachhaltiger Erfolg durch demokratische Unternehmenskultur
Demokratiebildung verbessert nicht nur das Arbeitsklima, sondern trägt auch zum wirtschaftlichen Erfolg und zur nachhaltigen Entwicklung von Unternehmen bei. Wer demokratische Werte lebt und vermittelt, trägt aktiv zu einer demokratischen Unternehmenskultur bei und schafft die Grundlage für langfristigen Erfolg.
Weitere Informationen zur Demokratiebildung finde Sie auf der Website des BIBB.