Besonders überraschend: Fast ein Fünftel der Unternehmen, die über Personalmangel klagen, baut gleichzeitig Stellen ab. Offenbar nutzen einige Arbeitgeber nicht die Möglichkeit, mit vorhandenen Arbeitskräften auf veränderte Anforderungen zu reagieren, beispielsweise durch Umschulungen. Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI, kommentiert: „Solche Befunde legen nahe, dass ein Teil der Arbeitgeber zwar über Arbeitskräftemangel klagt, aber noch nicht verstanden hat, dass Investition in die Beschäftigten ein wichtiger Lösungsansatz ist.“
Personalengpässe weit verbreitet
Die Untersuchung, für die Daten aus über 3.700 Betrieben mit mindestens 20 Beschäftigten sowie Befragungen von mehr als 7.000 Erwerbstätigen und Arbeitsuchenden ausgewertet wurden, bestätigt die Verbreitung des Problems: 92 % der Betriebs- und Personalräte berichten von Personalengpässen, 83 % geben an, dass Stellen länger als drei Monate unbesetzt bleiben.
Arbeitskonditionen oft Teil des Problems
Als Hauptursache für den Personalmangel nennen fast 90 % der Arbeitnehmervertretungen zu wenige Bewerber*innen auf dem Arbeitsmarkt. Doch die Studie zeigt weitere wesentliche Faktoren:
Teufelskreis droht
Die Folgen der Personalknappheit belasten sowohl die Betriebe als auch die Beschäftigten: 93 % der Interessenvertretungen berichten, dass Mitarbeitende mehr arbeiten müssen. Von den betroffenen Beschäftigten bestätigen 37 % eine Zunahme von Mehrarbeit und Arbeitsintensität. 27 % geben an, dass die Qualität der Arbeitsergebnisse leidet, und 25 % berichten von steigenden Fehlzeiten.
Lösungsansätze werden erprobt
Mittlerweile reagieren viele Unternehmen: 30 % der Betriebe gehen laut Arbeitnehmervertretungen gezielt gegen den Fachkräftemangel vor, weitere 11 % planen entsprechende Maßnahmen. Die häufigsten Strategien:
„Personalengpässe und Fachkräftesicherung sind für die betrieblichen Interessenvertretungen zentrale Themen“, betont WSI-Expertin Ahlers. Um das Problem nachhaltig zu lösen, empfiehlt die Studie eine vorausschauende Personalpolitik mit Blick auf Aus- und Weiterbildung, attraktivere Arbeitsbedingungen, bessere Kinderbetreuungsangebote sowie ein partizipatives Gesundheitsmanagement.
Den WSI-Report 103 vom April 2025 mit weiteren Informationen zum Thema können Sie hier lesen.