Verantwortung: Große Datenmengen erfordern einen fairen und sicheren Umgang.
Digitalisierung und KI — beide haben längst Einzug gehalten in die Arbeitswelt von heute. Uns interessiert dabei vor allem: Was bedeuten die Veränderungen für Auszubildende und Lernende, aber auch fürs Lehrpersonal? Welche Risiken und Herausforderungen gilt es insbesondere in der Berufsbildung zu beachten? Und: Welche Potenziale zeigen sich, wenn wir digitale Tools klug und mit Sorgfalt einsetzen? Ein Situationsbericht.
Der Einsatz von KI in der (Berufs-)Bildung birgt angesichts der riesigen verarbeiteten Datenmengen auch ethische Herausforderungen.“
Wer sich, wie wir für diese Ausgabe des SKILLS Magazins, eingehend mit dem Themenfeld Digitalisierung und KI beschäftigt, kommt in vielen Gesprächen auch auf die Angst zu sprechen, die mit neuen Technologien einhergeht. Das Neue weckt oft Vorbehalte, das war seit jeher so. Und doch haben sich die Menschen letztlich immer angepasst, haben ihren Weg gefunden, um sich neue Maschinen, Geräte oder Technologien dienlich zu machen.
Auch gegenüber digitalen Errungenschaften, wie etwa der KI, gibt es noch viele Vorbehalte. Vom Wegfall von Arbeitsplätzen bis hin zur unkontrollierbaren Macht der Maschinen ist die Rede. Um Ängsten entgegenzutreten, sie zu entkräften, helfen in der Regel Aufklärung und Transparenz. Daher wollen wir in dieser Ausgabe einmal genauer betrachten, welche Kritikpunkte und Bedenken berechtigt sind und wo es andererseits bereits tolle Best Practice und sinnvolle Einsatzmöglichkeiten gibt.
Wege der Digitalisierung
Seit sich Computer und Internet immer schneller verbreitet haben, ist es das Ziel der Wirtschaft, die (industrielle) Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik auszustatten. Parallel dazu gibt es Bemühungen, etwa von Seiten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), die Berufsausbildung zukunftsfest, attraktiv und wettbewerbsfähig zu machen. Dabei sollen digitale und IT-Kompetenzen als vierte Schlüsselkompetenz neben Lesen, Schreiben und Rechnen etabliert werden. Soweit der Plan.
Doch im Alltag zeigen sich bis heute einige Herausforderungen. So haben längst nicht alle Jugendlichen Zugang zu zuverlässigem Internet und geeigneten Rechnern und somit beispielsweise zu Online-Berufskursen. Auch verfügen noch längst nicht alle Berufsschulen über flottes WLAN und die technische Infrastruktur.
Fehlender Kommunikation vorbeugen
Ein weiterer Punkt, der Lernende wie Lehrende beschäftigt: Spätestens mit Beginn der Pandemie waren plötzlich Online-Lernangebote nötig. Das führte aber nicht selten zu einem Mangel an Kommunikation zwischen Schüler*in und Lehrer*in. Zwar soll das Lehrpersonal im Idealfall die Beziehungen zu den Lernenden fördern und die Zusammenarbeit verbessern, aber das ist auch ohne Corona mitunter eine Herausforderung. Diese Aufgabe ist jedoch wichtig, um zum einen einer digitalen Kluft unter den Auszubildenden vorzubeugen und zum anderen die Jugendlichen zu motivieren, neugierig und am Ball zu bleiben. Wer hingegen als junger Mensch auf sich gestellt ist, verliert oft die Lust und den Anschluss. Nicht abgeschlossene Online-Kurse sind vielfach die Folge.
Lerntechnologien bieten auch Chancen
Wenn die Bedingungen allerdings stimmen und Lernende Spaß an der Sache haben, ist vieles möglich. Die digitalen Formate und Werkzeuge haben jede Menge Potenzial: Digitale Berichtshefte ebenso wie spielerische Lernformate können die Interaktion sogar verbessern und zugleich die Verwaltung effizienter machen. Überdies lassen sich durch die Digitalisierung Kosten senken, etwa durch digitale statt gedruckter Lehr- und Lernmittel.
Lernen online bzw. mit digitalen Mitteln bietet noch weitere Vorteile: Auszubildende bekommen im besten Fall mehr personalisierte Angebote, die besser auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Digitales Lernen ermöglicht ihnen auch, den Lernstoff in ihrem eigenen Tempo zu bearbeiten und flexibel zu bleiben, um ihre Ausbildung mit anderen Verpflichtungen in Einklang zu bringen. Und nicht zuletzt sammeln die Lernenden im Umgang mit digitalen Medien jede Menge praktische Erfahrungen, durch die sie auf die Erfordernisse des Arbeitsmarkts besser vorbereitet werden.
Potenziale von KI
Als eine Form des digitalisierten Lernens birgt Künstliche Intelligenz ebenfalls Vor- und Nachteile. So kann KI zum Beispiel dabei helfen, maßgeschneiderte Lernwege zu erstellen und die individuelle Förderung zu ermöglichen. Und KI kann noch viel mehr: Richtig eingesetzt, kann sie Ausbilder*innen eine Menge Zeitersparnis bringen. Denn Routineaufgaben wie die Planung oder Bewertung von Prüfungen lassen sich automatisieren, ebenso die Verwaltung von Schülerdaten. Die Folge: Lehrende haben mehr Zeit, um zum Beispiel ihre Schüler*innen zu unterstützen.
Lernende wiederum könnten zu ihren Leistungen durch KI Feedback in Echtzeit bekommen. Das würde ihnen helfen, Fehler schnell zu korrigieren und das eigene Verständnis zu verbessern. Weitergedacht, könnte die Besprechung von Hausaufgaben nur für die wirklich kniffligen Fragen genutzt werden, statt alle Aufgaben durchzugehen. Bei den Vorzügen der KI im Lernprozess tauchen auch sogenannte „immersive Simulationen“ auf. Damit sind virtuelle Lernumgebungen gemeint, etwa mit VR-Brille. So können passiv Lernende zum Mitmachen angeregt werden und praktische Erfahrungen in einer sicheren, kontrollierten Umgebung machen. Nachteile sind neben den hohen Anschaffungskosten und den technischen Voraussetzungen auch die pädagogischen Herausforderungen.
Statt Digitalisierung und KI mit Angst und Vorbehalten zu begegnen, kann es sich lohnen, gemeinsam neue Lehr- und Lernmöglichkeiten auszuloten.“
1) Kehrseiten der Technologie
Kommen wir zu den Herausforderungen. Dabei soll es weniger um den eventuellen Verlust von Arbeitsplätzen gehen, zumal kommunikative und kreativ denkende Menschen sehr wahrscheinlich auch in Zukunft als verlässliche Wissensvermittler*innen in der Berufsbildung gebraucht werden. Wichtiger sind andere Aspekte, wenn wir über einen verantwortungsvollen und gewinnbringenden Umgang von KI in der Berufsbildung reden:
2) Datenschutz & Ethik
Der Einsatz von KI in der (Berufs-)Bildung birgt angesichts der riesigen verarbeiteten Datenmengen auch ethische Herausforderungen. Es gilt, Fragen zu Privatsphäre, Datensicherheit und Fairness zu berücksichtigen, um KI-Systeme gerecht und transparent einzusetzen. Dabei sind auch rechtliche Standards zu berücksichtigen.
3) Verzerrungen & Fehler
KI ist nicht per se neutral oder fair. Sie kann voreingenommen und fehlerhaft sein, vor allem wenn das bereits bei den verwendeten Trainingsdaten der Fall ist. Regelmäßige Audits und Updates helfen, diese Risiken zu minimieren und Fairness sowie Genauigkeit zu gewährleisten.
4) Hohe Kosten & Komplexität
Entwicklung und Implementierung fortschrittlicher KI-Systeme machen erhebliche finanzielle Investitionen nötig. Das kann eine Herausforderung für viele kleinere Bildungseinrichtungen sein. Doch für sie gibt es auch kleinere, handelsübliche Lösungen für den Anfang, wie auch viele Anwendungsbeispiele zeigen.
Quelle: YouraPechkin - stock.adobe.com
Mehrwert: Digitalisierung und KI schaffen mehr Raum für Kreativität.
Die Zukunft der Berufsbildung ist digital — es liegt an uns, sie sinnvoll zu gestalten.“
Fazit
Digitalisierung und KI haben bereits ihren festen Platz in der Berufsbildung. Statt ihnen mit Angst und Vorbehalten zu begegnen, kann es sich lohnen, gemeinsam neue Lehr- und Lernmöglichkeiten auszuloten. Dabei ist es entscheidend, nicht nur die Technologie und ihre immensen Potenziale zu betrachten, um Lernerfahrungen zu verbessern oder administrative Effizienz zu steigern. Ebenso wichtig erscheint es, vor allem mit Blick auf KI, ethische und soziale Herausforderungen zu berücksichtigen. Mit dem entsprechenden Weitblick kann KI für alle von hilfreichem Nutzen sein. Oder um mit den Worten des VLB, des Verbands der Lehrer und Lehrerinnen an beruflichen Schulen im Lande Bremen, zu schließen: „Die Zukunft der Berufsbildung ist digital – es liegt an uns, sie sinnvoll zu gestalten.“