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DGB-Ausbildungsreport 2025

Zufriedenheit trifft auf strukturelle Herausforderungen

Während Betriebe über Fachkräftemangel klagen, haben knapp drei Millionen junge Menschen in Deutschland keinen Berufsabschluss. Das passt nicht zusammen. Politik und Arbeitgeber müssen endlich massiv gegensteuern. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack sagt dazu: „Wir brauchen eine verbesserte Ausbildungsgarantie, die überall im Land greift. Wir brauchen wieder mehr Arbeitgeber, die ausbilden und die allen jungen Menschen eine Chance auf einen Ausbildungsplatz geben. Wird das Problem der Ausbildungslosigkeit nicht gelöst, droht sich ein neues Prekariat zu verfestigen – das kann und darf sich unsere Gesellschaft nicht leisten. Ohne Berufsabschluss droht den jungen Menschen deutlich häufiger ein Leben in Armut, mit längeren Phasen von Arbeitslosigkeit und prekärer Beschäftigung.“ Für die berufliche Bildung bedeutet dies: Der Zugang zu Ausbildungsplätzen muss systematisch verbessert werden.

Qualitätsverbesserungen mit Schattenseiten

Erfreulich ist der Rückgang bei den Überstunden, doch 32,3 % der Auszubildenden müssen noch immer regelmäßig länger arbeiten. Besonders betroffen sind die Gastronomie (Köche: 50,6 %), der Handel (Automobilkaufleute: 49,1 %) und das Bankwesen (45,8 %). Trotz leichter Verbesserungen müssen zudem 14,7 % der Befragten regelmäßig Aufgaben übernehmen, die nichts mit ihrer Ausbildung zu tun haben.

Branchenspezifische Unterschiede im Detail

Die Zufriedenheitswerte variieren erheblich zwischen den Ausbildungsberufen: Spitzenreiter mit über 80 % Zufriedenheit sind z. B. Steuerfachangestellte, Elektroniker*innen für Betriebstechnik, Mechatroniker*innen, Bankkaufleute oder Verwaltungsfachangestellte. Nachholbedarf (rund 60 % Zufriedenheit) gibt es z. B. bei den Hotelfachleuten und Friseur*innen. Diese Unterschiede zeigen deutlich: Gute Ausbildungsbedingungen sind machbar, müssen aber branchenübergreifend etabliert werden.

Übernahmeunsicherheit auf Rekordniveau

Ein alarmierender Trend: 41,5 % der Auszubildenden im letzten Ausbildungsjahr wissen nicht, ob sie übernommen werden. Das entspricht einem dramatischen Anstieg um 7 %. Diese Unsicherheit trifft besonders Hotelfachleute und Verkäufer*innen. Für Bildungsberatende bedeutet dies: Karriereplanung und Alternativen müssen frühzeitig thematisiert werden.

Berufsorientierung: Defizite bei institutionellen Angeboten

Der diesjährige Schwerpunkt des Reports deckt Schwächen in der Berufsorientierung auf. Familie und Freundeskreise dominieren als Unterstützung bei der Ausbildungsplatzsuche, während professionelle Angebote der Arbeitsagenturen und Schulen seltener als hilfreich wahrgenommen werden.

Finanzielle Belastungen nehmen zu

Die wirtschaftliche Situation der Auszubildenden verschlechtert sich: 62,8 % haben Probleme, von ihrer Vergütung selbstständig zu leben (Anstieg um 6 % seit 2020). 31,9 % benötigen finanzielle Unterstützung der Eltern und 12,7 % sind auf Nebenjobs angewiesen. „Wenn Ausbildung zu etwas wird, was sich junge Menschen erst ‚leisten können' müssen, ist das nicht nur Ausdruck mangelnder Wertschätzung – es steht auch unseren Bemühungen entgegen, den Fachkräftemangel zu bekämpfen", kritisiert Bundesjugendsekretär Kristof Becker.

Fazit: Erfolgsmodell mit Entwicklungsbedarf

Die duale Berufsausbildung bestätigt ihren Status als Erfolgsmodell, steht aber vor strukturellen Herausforderungen. Die hohe Grundzufriedenheit der Auszubildenden bietet eine solide Basis für weitere Verbesserungen. Entscheidend wird sein, die identifizierten Problemfelder systematisch anzugehen: von der Verbesserung der Berufsorientierung über die Reduzierung prekärer Ausbildungsbedingungen bis hin zur Lösung der Ausbildungslosigkeit. Nur so kann das duale System seine Stärken voll entfalten und gleichzeitig den gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht werden.

Der Ausbildungsreport 2025 steht hier zum Download bereit.