Die duale Berufsausbildung behauptet sich als Königsweg der Fachkräftesicherung. Das belegt die neueste Kosten-Nutzen-Erhebung des BIBB eindrucksvoll: Während die Nettoausbildungskosten um 28 % stiegen, explodierten die Personalgewinnungskosten für externe Fachkräfte um 65 %. Diese Entwicklung macht die eigene Ausbildung zur wirtschaftlich sinnvolleren Alternative.
26.200 Euro Bruttokosten – aber 70 % werden gedeckt
Im Ausbildungsjahr 2022/2023 entstanden den Betrieben durchschnittlich Bruttokosten von etwa 26.200 Euro pro Auszubildendem. Diese Summe umfasst Personalkosten für die Auszubildenden, Aufwendungen für das Ausbildungspersonal, Anlage- und Sachkosten sowie weitere Ausgaben wie Kammergebühren oder Lehrmaterialien. Dem stehen jedoch beachtliche Erträge gegenüber: Auszubildende erwirtschafteten durch ihre produktiven Leistungen durchschnittlich 18.100 Euro und deckten damit etwa 70 % der Ausbildungskosten. Besonders bemerkenswert: Bei jedem vierten Auszubildenden überstiegen die Erträge sogar die Bruttokosten, sodass Nettoerträge erzielt werden konnten. Die Erträge steigen dabei kontinuierlich mit jedem Ausbildungsjahr an, was die zunehmende Produktivität der Auszubildenden widerspiegelt. Je nach Betriebsgröße, Ausbildungsbereich und Region zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede in der Kosten-Nutzen-Relation.
Externe Fachkräftegewinnung wird zum Kostentreiber
Die Alternative zur eigenen Ausbildung wird immer teurer und unsicherer. 70 % der befragten Betriebe bewerteten die Lage am Fachkräftemarkt als schlecht oder sehr schlecht. Die Personalgewinnungskosten für die Besetzung einer Fachkräftestelle beliefen sich 2022/2023 auf durchschnittlich 13.700 Euro – das entspricht rund 60 % der Gesamtnettokosten einer dreijährigen Ausbildung. Hinzu kommt der Zeitfaktor: Stellen bleiben deutlich länger unbesetzt. Kleinstbetriebe benötigten etwa 19 Wochen für die Nachbesetzung offener Stellen, Großbetriebe immerhin noch 10 Wochen. Diese Vakanzzeiten bedeuten zusätzliche wirtschaftliche Belastungen durch entgangene Produktivität.
Betriebe investieren trotz Herausforderungen weiter
Trotz wirtschaftlich angespannter Lage und insgesamt rückläufiger Auszubildendenzahlen blieb die Investitionsbereitschaft der Betriebe hoch. Sie investierten im Ausbildungsjahr 2022/2023 rund 9,7 Milliarden Euro – etwa 1,3 Milliarden Euro mehr als 5 Jahre zuvor. Die Zufriedenheit mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis ist beachtlich: Weniger als 10 % der ausbildenden Betriebe zeigten sich unzufrieden. Auch die Übernahmebereitschaft stieg deutlich: Rund drei Viertel der ausbildenden Betriebe wollen möglichst alle ihrer Auszubildenden weiter beschäftigen, weitere 22 % planen zumindest eine teilweise Übernahme.
Die Studie basiert auf den Angaben von über 3.000 ausbildenden und mehr als 1.000 nicht ausbildenden Betrieben und ist die einzige Erhebung in Deutschland, die umfangreiche, repräsentative Daten zu Kosten und Nutzen der betrieblichen Ausbildung liefert. Sie präsentiert durchschnittliche Bruttokosten, Erträge und Nettokosten nach Betriebsgrößenklassen, Ausbildungsbereichen und Regionen.
Weitere Informationen im BIBB REPORT „Eigene Ausbildung oder externe Fachkräftegewinnung – mit welchen Kosten müssen Betriebe rechnen?“.