Studierende mit eigener Haushaltsführung tragen eine besonders schwere finanzielle Last. Mit durchschnittlich 53 % des verfügbaren Haushaltseinkommens für Wohnkosten überschreiten sie die als problematisch geltende 40-%-Grenze deutlich. Alleinlebende Studierende sind mit 54 % noch stärker belastet, während Wohngemeinschaften mit anderen Studierenden oder Auszubildenden Entlastung auf 37 % bringen. Diese extreme Belastung führt dazu, dass 62 % aller Studierendenhaushalte als durch Wohnkosten überbelastet gelten. Bei alleinlebenden Studierenden steigt dieser Anteil sogar auf 64 %. Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung sind nur 12 % der Haushalte durch Wohnkosten überbelastet.
Auszubildende: Bessere Position durch höhere Einkommen
Auszubildende stehen finanziell deutlich besser da, auch wenn ihre Situation im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ebenfalls angespannt bleibt. Mit durchschnittlich 41 % des verfügbaren Haushaltseinkommens für Wohnkosten liegen sie knapp über der kritischen 40-%-Schwelle. Alleinlebende Auszubildende zahlen 42 %, während Wohngemeinschaften die Belastung auf 26 % reduzieren. Der Anteil überbelasteter Auszubildendenhaushalte liegt mit 37 % deutlich unter dem der Studierenden. Bei alleinlebenden Auszubildenden sind 41 % überbelastet, in Wohngemeinschaften nur 12 %.
Einkommensstrukturen zeigen fundamentale Unterschiede
Die unterschiedliche Wohnkostenbelastung spiegelt die verschiedenen Einkommenssituationen wider. Die Hälfte der Studierenden mit eigener Haushaltsführung verfügt über weniger als 930 Euro netto im Monat, während Auszubildende auf 1.278 Euro kommen. Die Einkommensquellen unterscheiden sich fundamental: Studierende beziehen 42 % ihrer Einkünfte aus Erwerbstätigkeit, 32 % aus privater Unterstützung durch Angehörige, 14 % aus BAföG oder Stipendien und 12 % aus sonstigen Quellen wie Kindergeld. Auszubildende hingegen finanzieren sich zu 81 % aus eigenem Erwerbseinkommen, nur 5 % stammen aus privater Unterstützung und lediglich 2 % aus BAföG-Leistungen. Diese Selbstständigkeit durch die Ausbildungsvergütung verschafft ihnen finanzielle Stabilität.
Politische Handlungsfelder
Die extreme Wohnkostenbelastung von Studierenden und Auszubildenden erfordert bildungspolitische Antworten. Eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen, die Ausweitung von Wohngeld für junge Menschen in Ausbildung und der Ausbau kostengünstiger Wohnheimplätze könnten Entlastung schaffen. Gleichzeitig verdeutlichen die Zahlen die Notwendigkeit, Wohnraumpolitik und Bildungspolitik stärker zu verzahnen. Wenn über die Hälfte des Einkommens für das Wohnen aufgewendet werden muss, bleibt zu wenig für andere Lebensbereiche und die persönliche Entwicklung.