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Trendstudie „Jugend in Deutschland 2025“

Junge Generation: Privat zuversichtlich, politisch enttäuscht

Das Vertrauen in die politischen Institutionen ist dramatisch gesunken: Nur noch 12 % der jungen Menschen glauben, dass die Bundesregierung das Richtige tut. Diese Entwicklung ist jedoch kein Ausdruck von Gleichgültigkeit, sondern ein Zeichen tiefer Enttäuschung. Die Jugendlichen fühlen sich von der Politik nicht repräsentiert und haben den Eindruck, dass ihre Lebensrealität in den Entscheidungsetagen kaum eine Rolle spielt. Trotz dieser politischen Entfremdung zeigt sich die junge Generation keineswegs desinteressiert oder passiv. Im Gegenteil: Sie will Verantwortung übernehmen und mitgestalten, hat aber das Gefühl, nicht dazu befugt zu werden.

Hohe Leistungsbereitschaft trotz Belastung

Die Studie widerlegt eindeutig den Mythos der faulen Jugend: Die Vollzeitquote bei jungen Erwerbstätigen liegt mit 81 % deutlich höher als bei älteren Generationen. Allerdings fordert diese Leistungsbereitschaft ihren Tribut: Ein Drittel der jungen Menschen fühlt sich regelmäßig ausgebrannt aufgrund von Stress, hohen Erwartungen und mangelnder Wertschätzung.

Für ihre hohe Leistungsbereitschaft erwarten sie jedoch angemessene Bedingungen: eine gute Arbeitsatmosphäre, Work-Life-Balance und Sicherheit – genau wie ältere Generationen auch.

Psychische Belastung durch digitale Dauerpräsenz

Ein besonders alarmierender Befund betrifft die psychische Gesundheit: Fast alle Jugendlichen sind täglich in sozialen Netzwerken aktiv, doch mehr als die Hälfte fühlt sich dadurch psychisch belastet. Jede*r Vierte wünscht sich psychologische Hilfe, aber nur jede*r Achte ist in Behandlung. Das Niveau von Stress (49 %), Erschöpfung (34 %), Selbstzweifel (32 %) und Antriebslosigkeit (30 %) hat sich gegenüber dem Vorjahr zwar leicht entspannt, bleibt aber auf hohem Niveau. Kraft schöpfen die jungen Menschen vor allem aus Familie, Partnerschaft oder Lebenszielen.

Solidarität trotz eigener finanzieller Sorgen

Bemerkenswert ist die solidarische Haltung gegenüber älteren Generationen: Die Mehrheit der jungen Menschen wäre bereit, steigende Rentenkosten zu tragen, um die Versorgung der Älteren zu sichern. Das ist umso bemerkenswerter, als der Anteil verschuldeter Jugendlicher mit 20 % einen neuen Rekordwert erreicht hat und nur 11 % an eine sichere eigene Rente glauben.

Klare Erwartungen an die Politik

Trotz aller Herausforderungen blickt die Mehrheit der Befragten (65 %) zufrieden auf ihre persönliche Zukunft. An die neue Bundesregierung richten sie jedoch klare Erwartungen: bezahlbarer Wohnraum, gerechte Bildungschancen, ein stabiles Rentensystem, politische Teilhabe und Zukunftskompetenzen für eine lebenswerte Zukunft. „Zukunft entsteht nicht durch Appelle zur Resilienz, sondern durch gerechte Rahmenbedingungen“, betont Studienleiter Simon Schnetzer. Die junge Generation wolle nicht nur funktionieren, sondern gestalten – und erwarte von der politischen Führung, dass dieser Gestaltungswille ernst genommen wird.

Bildungsauftrag für das digitale Zeitalter

Für die berufliche Bildung ergeben sich aus der Studie klare Handlungsfelder: „Es braucht eine umfassende digitale Bildungsoffensive, die Resilienz, kritisches Denken und Medienkompetenz stärkt“, erklärt Ko-Studienleiter Klaus Hurrelmann. Darüber hinaus seien Bildung für den Umgang mit Geld und Altersvorsorge notwendig. Die strukturellen Unsicherheiten der heutigen Zeit – Krieg in Europa, finanzielle Nöte und gesellschaftliche Spaltung – stellen das traditionelle Versprechen infrage, dass sich mit Bildung und Fleiß ein Leben in Wohlstand erarbeiten lässt. Die berufliche Bildung muss auf diese veränderten Rahmenbedingungen reagieren und junge Menschen auf eine unsichere, aber gestaltbare Zukunft vorbereiten.

Mehr Informationen zur Studie erhalten Sie hier.