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Bewerbersituation zentrale Herausforderung für Ausbildungsqualität

IW-Studie: Neue Erkenntnisse zur dualen Berufsausbildung

Die Dimension des Problems wird durch Fakten deutlich: 69.400 Ausbildungsplätze blieben 2024 unbesetzt, während gleichzeitig 2,9 Millionen junge Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung leben. Hinzu kommt: Da viele Betriebe ihre Plätze nicht den Arbeitsagenturen melden, liegt der Anteil der unbesetzten Ausbildungsplätze jedoch nicht nur bei gut 13 %, sondern bei rund 35 % oder gut 260.000 Vakanzen – und damit deutlich höher. Kein neues Problem: 54,4 % der Unternehmen gaben an, bereits im Herbst 2023 massive Rekrutierungsprobleme zu haben. Der Hauptgrund ist eindeutig identifiziert: 80,6 % der Unternehmen nennen den Mangel an Bewerbungen als Ursache für unbesetzte Ausbildungsplätze. Zusätzlich verschärft sich das Problem durch qualitative Defizite – 28,7 % der Bewerber*innen waren laut Aussagen der Unternehmen nicht passend qualifiziert.

Fachkräftemangel verstärkt sich dramatisch

Die Auswirkungen sind bereits heute spürbar: 59,3 % der Fachkräftelücke entfällt auf Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung. Dies unterstreicht die zentrale Bedeutung der dualen Ausbildung für die Fachkräftesicherung in Deutschland.

Unternehmen setzen auf Qualitätsoffensive

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen reagieren die Unternehmen mit gezielten Maßnahmen.

Qualitätsverbesserung hat Priorität: 86,9 % der Unternehmen sehen besser qualifizierte Bewerber*innen als zentral für eine hochwertige Ausbildung.

Gleichzeitig übernehmen sie Verantwortung: 70,8 % fördern gezielt leistungsschwächere Auszubildende.

Modernisierung der Ausbildung: 74,3 % der Unternehmen unterstützen ihre Ausbilder*innen bei der Modernisierung der Ausbildungsinhalte.

Dies zeigt sich auch in der Weiterbildungsbereitschaft: 67,3 % der Ausbilder*innen bilden sich regelmäßig weiter.

Massive Unterstützungsbedarfe identifiziert

Die Studie deckt erhebliche Unterstützungsbedarfe auf:

  • 55,0 % der Unternehmen benötigen externe Hilfe bei der Förderung leistungsschwächerer Jugendlicher
  • 54,8 % wünschen Unterstützung bei der Weiterbildung ihres Ausbildungspersonals, z. B. bei neusten digitalen Technologien
  • 46,4 % sehen Unterstützungsbedarf in der Kooperation mit Berufsschulen
  • Fazit: Wandel notwendig

    Eine qualitativ hochwertige Ausbildung ist angesichts der Fachkräftesituation wichtiger denn je, aber durch zunehmende Besetzungsprobleme und heterogenere Bewerbergruppen auch herausfordernder. Die IW-Studie zeigt: Erfolgreiche Ausbildung erfordert das Zusammenwirken aller Akteure. Politik und Gesellschaft müssen die Rahmenbedingungen verbessern – von der Schulqualität über intensivere Berufsorientierung bis zur Werbung für die Vorteilhaftigkeit fundierter Berufsausbildung. Unternehmen sind gefordert, ihre Ausbildenden weiterhin für die wachsende Heterogenität der Auszubildenden zu qualifizieren und leistungsschwächere Jugendliche gezielt zu fördern. Nur durch diese gemeinsame Anstrengung kann die Ausbildung in allen Qualitätsdimensionen ihr volles Potenzial entfalten und zur nachhaltigen Arbeitsmarktintegration beitragen.

    Die vollständige Studie ist auf der Website des IW Köln verfügbar.