Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 77 % der Personalverantwortlichen, die von einem Fachkräftemangel berichten, beklagen einen „starken" oder „eher starken" Mangel an Arbeitskräften mit abgeschlossener Berufsausbildung. Damit steht die duale Ausbildung im Zentrum der aktuellen Personalprobleme deutscher Unternehmen.
Die berufliche Weiterbildung ist ebenfalls stark betroffen: In 58 % der Unternehmen mangelt es an Fachwirt*innen, Meister*innen oder anderen Kräften mit Weiterbildungsabschluss. Dies unterstreicht die besondere Bedeutung der beruflichen Bildung für die deutsche Wirtschaft.
Nachwuchssorgen verstärken das Problem
Mehr als die Hälfte der Betriebe (51 %) sucht vergeblich nach Schulabgänger*innen und Auszubildenden. Diese Entwicklung verschärft die bereits angespannte Lage zusätzlich, da die Nachwuchsgewinnung für die berufliche Bildung stockt. Hochschulabsolventen sind ebenfalls gefragt: 47 % der Unternehmen haben Schwierigkeiten, entsprechende Stellen zu besetzen. Hilfskräfte ohne Berufsausbildung sind hingegen weniger nachgefragt – nur 22 % der Unternehmen sehen hier eine Personallücke.
Machtverhältnisse verschieben sich
Der Fachkräftemangel verändert grundlegend die Machtverhältnisse am Arbeitsmarkt. „Der Mangel an qualifiziertem Personal zeigt sich auch im Bewerbungsprozess. Arbeitnehmer haben hier gegenwärtig mehr Verhandlungsmacht", erklärt ifo-Forscher Jonas Hennrich. Diese Einschätzung spiegelt sich in den Umfrageergebnissen wider: 49 % der befragten Personalleitungen sehen Bewerber*innen in der stärkeren Verhandlungsposition. Nur 11 % sehen die Vorteile auf Seiten der Arbeitgeber, während 40 % von einem Gleichgewicht ausgehen.
Stellenabbau spielt untergeordnete Rolle
Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten spielt der Stellenabbau eine deutlich geringere Rolle als der Fachkräftemangel: Lediglich 9 % der Unternehmen sehen ihn derzeit als zentrales Thema ihrer Personalplanung. Für 20 % sind Fachkräftemangel und Stellenabbau gleichermaßen relevant, 19 % sind von beiden Entwicklungen aktuell nicht betroffen.
Herausforderungen für die berufliche Bildung
Die Studienergebnisse unterstreichen die zentrale Bedeutung der beruflichen Bildung für die deutsche Wirtschaft. Der besonders ausgeprägte Mangel an Fachkräften mit Berufsausbildung und Weiterbildungsabschlüssen zeigt, dass das duale System trotz seiner internationalen Anerkennung vor großen Herausforderungen steht. Die Kombination aus fehlendem Nachwuchs und hoher Nachfrage nach beruflich Qualifizierten erfordert verstärkte Anstrengungen zur Attraktivitätssteigerung der beruflichen Bildung und zur Gewinnung von Auszubildenden.
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