Sprachkurse und gezielte Schulungen helfen dabei, ausländische Arbeitskräfte schneller in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren — die Gastwelt-Branche zeigt sich dabei als besonders effektiv.
Eine neue Studie des Fraunhofer IAO zeigt auf, wie der Dienstleistungssektor Gastwelt (dazu gehören z. B. Tourismus, Hospitality, Foodservice & Freizeitwirtschaft) hilft, unsere Sozialsysteme effektiv zu entlasten. Nicht zuletzt könnten gezielte Bildungsmaßnahmen ausländische Arbeitskräfte schneller in den deutschen Arbeitsmarkt eingliedern — sofern die Weichen für Kompetenzentwicklung und Qualifizierung gestellt werden.
Dafür sind sowohl die Politik als auch die Gastwelt-Branche gefordert. Die Politik sollte integrationstaugliche Finanzinstrumente entwickeln, Anerkennungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen und eine echte Willkommenskultur fördern. Die Gastwelt kann ihrerseits durch Sprachkurse und Mentorings, gezielte Schulungen für Geflüchtete und Migrant*innen sowie Hilfen bei der Wohnungssuche und gesellschaftlicher Integration einen entscheidenden Beitrag leisten.
Ausländische Arbeitskräfte bringen Deutschland Geld, wenn die Politik das zulässt
Eine neue Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO im Auftrag der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) zeigt auf: Wenn die Eingliederung von Menschen aus dem Ausland in den Arbeitsmarkt schnell und unkompliziert gelingt, stärkt sie dauerhaft unser Sozialsystem und sichert den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Als zentraler Baustein einer Lösung, wie zugewanderte Personen effektiver in Lohn und Brot gebracht werden, drängt sich die Gastwelt geradezu auf: Sie ist Deutschlands wichtigster „Integrationsmotor“.
Aus Sicht der Fraunhofer-Expert*innen ist klar: Die erfolgreiche Integration von zugewanderten Personen in der Gastwelt hat — vor allem mit Blick auf die demografische Entwicklung — spürbare positive Auswirkungen auf die Sozialsysteme und trägt damit maßgeblich zum Erhalt gesellschaftlicher Stabilität in Deutschland bei. Die Voraussetzung dafür: Es muss schneller und einfacher als bisher möglich sein, Migrant*innen in den hiesigen Arbeitsmarkt einzubinden. Die größten Herausforderungen liegen dabei in der Anerkennung ausländischer Qualifikationen und in bestehenden Sprachbarrieren. Hier muss die Politik deutlich mehr tun, um die Betriebe vor Ort gezielt zu unterstützen, so eine zentrale Erkenntnis der Studie, in der 750 Führungskräfte aus der Gastwelt befragt wurden.
Gezielte Bildungsmaßnahmen können ausländische Arbeitskräfte schneller in den deutschen Arbeitsmarkt eingliedern — sofern die Weichen für Kompetenzentwicklung und Qualifizierung gestellt werden.“
Deutschland braucht ausländische Arbeitskräfte, um seinen Wohlstand zu erhalten
Die Bundesrepublik braucht ausländische Arbeitskräfte dringender denn je: Gelingt es nicht, die Personallücken zu schließen, müssen viele Unternehmen — vor allem im länd‑lichen Raum — aufgeben. Pro Jahr sind laut Bundesagentur für Arbeit (BA) mehr als 400.000 Zuwanderungen erforderlich, um den Fach- und Arbeitskräftemangel zu kompensieren und die deutsche Wirtschaft insgesamt am Laufen zu halten.
Professorin Dr. Vanessa Borkmann, Leiterin des Forschungsbereichs „Stadtsystem-Gestaltung“ am Fraunhofer IAO und Autorin der Studie, umreißt den akuten Handlungsbedarf: „Mit Jedem, den wir in eine Beschäftigung bringen, entlasten wir die Sozialsysteme und stärken unsere Volkswirtschaft. Ihr besonderes Augenmerk sollte die Politik daher auf die spezifischen Bedürfnisse der Gastwelt richten, die in Sachen Integration besonders effektiv unterwegs ist.“
Personallücke kostet Wertschöpfung und Steuereinnahmen
Diese Einschätzung belegen auch aktuelle Zahlen des Fraunhofer IAO in der Studie: So haben im größten Gastwelt-Sektor, der Hospitality (Gastgewerbe), über 40 % der Beschäftigten eine Einwanderungsgeschichte, in der Gesamtwirtschaft trifft das lediglich auf 15 % zu. Während die Gastwelt an der direkten Beschäftigung bundesweit einen Anteil von 6 bis 7 % ausmacht, arbeiten hier bereits 12 % der Geflüchteten, die sich derzeit in Deutschland aufhalten. Das sind knapp 150.000 Personen, die nicht mehr auf soziale Sicherung angewiesen sind, weil sie ein eigenes Einkommen erzielen. Doch diese Menschen reichen nicht aus, um eine Personallücke zu schließen, die sich im Zuge des demografischen Wandels stetig vergrößert und zwangsläufig die Wertschöpfung des Dienstleistungssektors und damit die Steuereinnahmen des Staates mindert — weshalb es nahe liegt, die Betriebe der Gastwelt wirtschaftspolitisch zu stabilisieren und besser zu unterstützten.
Es braucht bezahlte berufsorientierte Sprachförderprogramme, Weiterbildungs- und Beratungsangebote sowie Hilfestellung für einwandernde Personen bei der Navigation durch Behörden und bei ausländerrechtlichen Fragen.“
Beschleunigte Anerkennungsverfahren und mehr berufliche Sprachkurse
Im Ausland erworbene Qualifikationen werden häufig nicht oder erst mit langen Verzögerungen anerkannt. Entsprechende Verfahren dauern monatelang. Dieses Schneckentempo raubt Arbeitgeber*innen nicht nur Zeit und Geld, sondern kostet letztlich auch den Fiskus Steuereinnahmen in beachtlicher Höhe.
Außerdem braucht es, so die Fraunhofer-Expert*innen, bezahlte berufsorientierte Sprachförderprogramme, Weiterbildungs- und Beratungsangebote sowie Hilfestellung für einwandernde Personen bei der Navigation durch Behörden und bei ausländerrechtlichen Fragen. Wichtig für die Betriebe der Gastwelt wäre außerdem eine Reform des Arbeitszeitgesetzes, die es den Betrieben ermöglichen würde, Teilzeit- und Schichtmodelle umzusetzen — eine Möglichkeit, die helfen könnte, weitere Arbeitskräfte zu mobilisieren, vor allem im Bereich von Müttern mit Migrationshintergrund — flexible Arbeitszeiten ermöglichen es gerade auch diesen, Familie und Job unter einen Hut zu bringen.