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Studie des ifo-Instituts

Lagerbildung in der Schulklasse schadet Integration

„Ob kulturelle Vielfalt in Klassen den Zusammenhalt stärkt, hängt von ihrer Struktur ab“, betont ifo Forscher Helmut Rainer. Sein Team untersuchte, wie unterschiedliche Herkunftsgruppen in Schulklassen Vertrauen und Kooperationsbereitschaft beeinflussen. Das Ergebnis: Kleinere, vielfältige Gruppen oder eine klare Mehrheit ohne Migrationshintergrund fördern das Miteinander. Problematisch wird es, wenn sich zwei kulturelle „Blöcke“ gegenüberstehen. „Solche Polarisierung untergräbt den Teamgeist“, so Rainer.

Experiment mit Praxisrelevanz: So wurde getestet

In einem großangelegten Experiment mit 4.214 Jugendlichen aus 222 Klassen simulierte die Forschungsgruppe reale Entscheidungssituationen. Die Schüler*innen investierten echtes Geld in anonyme Gleichaltrige – mal aus der eigenen, mal aus einer anderen Herkunftsgruppe. Das Fazit: In durchmischten Klassen ohne dominante Minderheiten war die Kooperationsbereitschaft am höchsten.

Drei Hebel für mehr Inklusion in der Berufsbildung

Die Studie liefert konkrete Ansätze, um auch in Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben den Zusammenhalt zu stärken:

– Lehrpläne öffnen: Auch Inhalte zu interkultureller Kompetenz und Inklusion werden verankert.
– Strukturen durchbrechen: Zufällige Sitzordnungen oder gemischte Projektgruppen helfen dabei, eine „kulturelle Lagerbildung“ zu vermeiden.
– Praxisnahe Methoden: Rollenspiele oder gemeinsame Aufgaben fördern Vertrauen über kulturelle Grenzen hinweg.  

Warum das auch Ausbildungsbetriebe betrifft

Die Erkenntnisse sind nicht nur für Schulen relevant. In der Berufsbildung treffen Jugendliche aus unterschiedlichsten Milieus aufeinander – oft zum ersten Mal in gemischten Teams. Rainer warnt: „Ohne gezielte Steuerung droht auch hier sozialer Rückzug in Gruppen.“ Sein Rat: Auszubildende früh in heterogene Teams integrieren und kooperative Lernformate nutzen, um Vorurteile abzubauen.

Fazit: Diversität gestalten, statt sie nur zu verwalten

Kulturelle Vielfalt kann zum Motor für Teamarbeit werden – wenn sie aktiv gestaltet wird. Für Berufsschulen und Ausbildungspersonal bedeutet das: Nicht auf Zufall setzen, sondern Räume schaffen, in denen Unterschiede verbinden, statt zu spalten. Denn, so Rainer: „Sozialer Zusammenhalt ist kein Selbstläufer. Aber er lässt sich lernen – genau wie Mathe oder IT.“

 

Zum Pressetext des ifo Instituts sowie zur Publikation im ifo Schnelldienst 4/2025