Die Einführung des Pflichtfachs Informatik markiert einen Meilenstein in der digitalen Bildungsoffensive von Rheinland-Pfalz. Nach 15 Jahren kontinuierlicher Stärkung digitaler Bildung und Medienkompetenz setzt das Land nun konsequent auf informatische Grundbildung als zentralen Baustein zeitgemäßer Allgemeinbildung.
Digitale Teilhabe als Bildungsauftrag
Minister Teuber unterstreicht die gesellschaftliche Dimension des neuen Faches: „Wer surft, der muss wissen, wie das World Wide Web funktioniert. Wer auf Insta, TikTok oder Snapchat postet oder chattet, der muss wissen, was ein Algorithmus ist und wie der wirkt.“
Das Pflichtfach Informatik geht dabei weit über technische Fertigkeiten hinaus. Es zielt auf ein fundamentales Verständnis von Digitalität ab, das Teuber als „großen und immer größer werdenden Baustein von sozialer Teilhabe und damit von Bildungsgerechtigkeit“ bezeichnet. Zudem stärke digitale Kompetenz immer auch die Demokratiebildung.
Praxisnaher Lehrplan für den Alltag
Das neue Fach umfasst vier Unterrichtsstunden, verteilt auf die Klassenstufen 7 bis 10, und behandelt zentrale Fragen der informatischen Bildung:
„Allein dieser Fragenkatalog zeigt: Es geht hier nicht um Nischenwissen für Nerds, sondern um ganz praktische, lebensnahe Fragen aus dem Alltag der Schülerinnen und Schüler“, betont Minister Teuber.
Starke Ausgangslage und kontinuierliche Begleitung
Rheinland-Pfalz kann auf eine solide Basis aufbauen: Das Land verfügt bereits über Informatik als Wahlpflichtfach an verschiedenen Schularten, 21 Informatik-Profilschulen und hat Informatik als Teil der MINT-Strategie etabliert. Ein Lehrplan wurde bereits entwickelt und soll basierend auf den Erfahrungen der Pilotschulen weiter verfeinert werden.
„Ministerium und Schulaufsicht werden die Schulen bei der Einführung des Faches ganz stark begleiten und unterstützen“, kündigt Minister Teuber an. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der digitalen Ausstattung und der Lehrkräfteausbildung.
Massive Investitionen in digitale Infrastruktur
In den vergangenen Jahren sind bereits rund 460 Millionen Euro in die digitale Infrastruktur der Schulen geflossen. Das Land plant weitere Investitionen und will die DigitalPakt-Mittel verstetigen, um eine angemessene Ausstattung für den Informatik-Unterricht zu gewährleisten.
Praxiserfahrung aus den Pilotschulen
Natalie Ahl, Schulleiterin der Rheingrafenschule Wörrstadt, eine der 28 Pilotschulen, zeigt sich begeistert: „Seit Jahren engagieren wir uns dafür, Schule digitaler und zukunftsfähiger zu machen – immer mit dem Ziel, unsere Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die Welt von morgen vorzubereiten. Informatik spielt dabei eine Schlüsselrolle.“ Für die Schulleiterin ist „digitale Bildung kein Zusatz, sondern ein zentraler Bestandteil zeitgemäßer Allgemeinbildung.“
Wegweisend für die berufliche Bildung
Die Einführung des Pflichtfachs Informatik in Rheinland-Pfalz hat auch Signalwirkung für die berufliche Bildung. Die systematische Vermittlung informatischer Grundkompetenzen schafft bessere Voraussetzungen für die digitale Transformation in der beruflichen Ausbildung. Die Initiative zeigt exemplarisch, wie Länder die Herausforderungen der Digitalisierung proaktiv angehen und junge Menschen auf eine zunehmend digitalisierte Arbeitswelt vorbereiten können.
Ausblick: Schrittweise Ausweitung
Nach der Pilotphase mit 28 Schulen verschiedener Schulformen – von Gymnasien über Integrierte Gesamtschulen bis zu Realschulen plus – plant Rheinland-Pfalz die sukzessive Ausweitung auf alle weiterführenden Schulen bis 2028/2029.
Diese behutsame Herangehensweise ermöglicht es, Erfahrungen zu sammeln, den Lehrplan zu optimieren und die notwendigen Ressourcen systematisch aufzubauen.