Springe zum Hauptinhalt Skip to main navigation Skip to site search
Dänemarks Modell für eine zukunftsorientierte Berufsfindung

Entdecke deine Möglichkeiten!

Das dänische Bildungssystem: Grundstein für eine zukunftsfähige Berufswahl 

In Dänemark wird die Berufsorientierung frühzeitig in die schulische Ausbildung integriert. In den Klassen 7 bis 9 werden spezielle Programme angeboten, die den Schüler*innen helfen, verschiedene Berufsfelder zu erkunden. Exkursionen, Praktika und Workshops ermöglichen praktische Einblicke in die Arbeitswelt. Zudem bieten Schulen individuelle Beratungen an, in denen Schüler*innen ihre Stärken und Schwächen analysieren und mögliche Karrierewege besprechen können. Nach dem Besuch der Grundschule (Folkeskole), die bis zur 9. oder 10. Klasse geht und eine breite Allgemeinbildung vermittelt, haben die Schüler*innen unter anderem die Möglichkeit, eine berufliche Ausbildung (Erhvervsuddannelse) zu wählen. Diese Ausbildung, die in der Regel drei bis vier Jahre dauert, kombiniert theoretischen Unterricht an Berufsfachschulen mit praktischen Erfahrungen in Unternehmen. Obwohl dies dem deutschen System zu gleichen scheint, gibt es doch wesentliche Unterschiede.

Im dänischen Ausbildungssystem ist die berufliche Ausbildung in zwei Hauptkomponenten unterteilt: das Basisprogramm und das Hauptprogramm. Zunächst wird im Rahmen des Basisprogramms eine von zwölf Einstiegsqualifizierungen gewählt: beispielsweise Handel, Nahrungsmittelherstellung oder Produktion und Entwicklung. Diese Struktur ermöglicht es den Auszubildenden, eine solide Grundlage zu erwerben, bevor sie sich auf spezifischere Kenntnisse und Fähigkeiten konzentrieren. Denn erst nach dem Basisprogramm legt man sich fest und setzt die Ausbildung in einem der 110 dualen Hauptprogramme mit etwa 326 verschiedenen Spezialisierungen und Teilabschlüssen fort.

Das Basisprogramm ist der erste Teil der beruflichen Ausbildung und dient als Einführung in das gewählte Berufsfeld. Es dauert in der Regel etwa ein Jahr und umfasst die Entwicklung allgemeiner beruflicher Kompetenzen wie Teamarbeit, Kommunikation, Problemlösung und kritisches Denken. Zudem vermittelt der Unterricht theoretische Grundlagen des Berufsfelds und bietet praktische Erfahrungen durch Übungen und Praktika. Nach dem Basisprogramm wechseln die Auszubildenden zum Haupt- programm, das auf die spezifischen Anforderungen des gewählten Berufs abzielt. Dieses Programm dauert zwei bis drei Jahre und vertieft das Wissen in speziellen Techniken und Verfahren des Berufsfelds. Ein zentraler Bestandteil ist die praktische Ausbildung in einem Unternehmen, in dem die Auszubildenden von erfahrenen Fachkräften lernen. Den anerkannten Berufsabschluss erhalten die Auszubildenden nach den erfolgreich bestandenen Abschlussprüfungen.

Die Unterteilung in Basis- und Hauptprogramm bietet eine strukturierte Ausbildung, die es jungen Menschen ermöglicht, schrittweise zu lernen und sich auf ihre beruflichen Ziele zu konzentrieren. Außerdem fördert sie Flexibilität, da Auszubildende während des Basisprogramms ihren Ausbildungsweg überdenken können, bevor sie sich auf eine spezielle Fachrichtung festlegen. Die enge Verzahnung von Theorie und Praxis sorgt dafür, dass die Absolvent*innen gut vorbereitet sind und relevante Fähigkeiten für den Arbeitsmarkt mitbringen.

Könnte Deutschland vom dänischen Ausbildungssystem profitieren? 

Die (Teil-)Übertragung des dänischen Ausbildungssystems auf Deutschland könnte Vorteile mit sich bringen. Eine frühzeitige und systematische Berufsorientierung kann dazu beitragen, dass Schüler*innen besser informiert sind und fundiertere Entscheidungen über ihre berufliche Zukunft treffen. Zudem kann es nur von Vorteil sein, die duale Ausbildung in Deutschland durch eine engere Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und Unternehmen weiter zu stärken. Eine stärkere Betonung von Soft Skills in deutschen Schulen und Berufsschulen könnte die Schüler*innen und Auszubildenden besser auf die Anforderungen des Arbeitsmarkts vorbereiten, wo soziale Kompetenzen zunehmend wichtiger werden. Ein flexibleres System, das es Auszubildenden ermöglicht, nach dem ersten Jahr der Berufsausbildung zu wechseln, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie in Berufen landen, die besser zu ihren Interessen und Fähigkeiten passen – und Ausbildungs- abbrüche oder demotivierte Auszubildende seltener würden.

Trotz der vermeintlichen Vorteile gibt es einige Herausforderungen: Kulturelle Unterschiede und die starke regionale Prägung des deutschen Bildungssystems erschweren eine Übertragung des dänischen Modells. Zudem ist die Implementierung eines neuen Modells mit zusätzlichen Ressourcen und einer starken Anpassung an die spezifischen Bedürfnisse des deutschen Arbeitsmarkts verbunden – das kostet Zeit, Ressourcen und erfordert einen starken Willen. Eine enge Koordination zwischen Bildungseinrichtungen und Unternehmen wären in erster Linie entscheidend dabei, Ansätze nach dänischem Modell erfolgreich in Deutschland zu etablieren. Allerdings: Innovative Ansätze zur Berufsorientierung und -ausbildung stärken die berufliche Bildung in Deutschland. Schrittweise Innovationen, die auf den bestehenden Stärken des deutschen Systems aufbauen, aber gleichzeitig neue Elemente integrieren, könnten der Schlüssel zu einer optimierten Berufsorientierung und -ausbildung sein, um junge Menschen bestmöglich auf die Herausforderungen des Arbeitsmarkts vorzubereiten.

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ SKILLS Magazin E-Paper-Ausgabe – 6 Ausgaben im Jahr
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
 

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen