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Wie Österreich seine Ausbildungs­berufe up to date hält

Der Blick über den Tellerrand

Seit 1992 ist Stefan Praschl Prüfer bei Lehrabschlussprü­fungen. Und seit 2003 beschäftigt er sich am Institut für ­Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) mit Lehrberufen sowie nationalen und internationalen Berufswettbewerben. Dabei werden verschiedenste Ausbildungsinhalte immer wieder auf den Prüfstand gestellt und — wenn nötig — einem Update unterzogen. Nur: Wie genau funktioniert das?

Herr Praschl, am ibw integrieren Sie erfolgreiche Bildungskonzepte und Bildungsinhalte in die eigenen Ausbildungs­berufe. Können Sie diesen Prozess einmal skizzieren? Holen Sie sich dabei auch Inspiration/Best Practices aus anderen Nationen oder einem inter­nationalen Netzwerk? Wenn ja, ­­wie gehen Sie dabei vor bzw. wonach wählen Sie aus, welche Standards und Inhalte für Österreich relevant sind?

Um den Anforderungen an moderne Berufsbilder gerecht zu werden, kommt der laufenden Modernisierung der Ausbildungsordnungen große Bedeutung zu. Die Initia­tive für eine Neuordnung geht im Allgemeinen von den betroffenen Branchen sowie den zuständigen Ministerien und den Sozialpartnern aus. Aber auch internationale Entwicklungen und Bildungsprogramme tragen hierzu bei. Das heißt, wir schauen bei der Neugestaltung/Überarbeitung von Lehrberufen natürlich über die Grenzen (im Speziellen nach Deutschland und in die Schweiz) und auch auf Ent­wicklungen bei WorldSkills (WSOS WorldSkills Occupational Standards). Immer stehen aber die Anforderungen des Berufslebens und die praktischen Erfordernisse in einer Branche im Vordergrund.

Inhaltlich werden die Ausbildungsordnungen vom Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus unter Einbezug des Bundes-Berufsausbildungsbeirats (BBAB) sowie Expertinnen und Experten aus der Wirtschaft vorbereitet. Dabei werden sie durch wissenschaftliche Studien und Evaluierungen unterstützt. Das Herausfordernde an der Gestaltung von Inhalten für Lehrberufe ist dabei, ­in die Zukunft zu sehen (Welche Kompetenzen benötigen die Fachkräfte in 5 bis 8 Jahren?) und auch Themen wie Nachhaltigkeit (Green Skills) und Digitalisierung immer stärker zu berücksichtigen. Im Endeffekt gestalten wir Berufsbilder — wie oben erwähnt — gemäß den Anforderungen der Betriebe, immer mit dem Blick auf die Zukunft.

Im Endeffekt gestalten wir Berufsbilder gemäß den Anforderungen der Betriebe, immer mit dem Blick auf die Zukunft.“

Welche Inhalte sind ggf. nicht oder kaum übertragbar ­auf Ausbildungsberufe in Österreich?

Generell ist dies schwer zu beantworten. Alle Aus­bild­ungs­inhalte, welche Betriebe auch ausbilden können, können wir in Ausbildungsordnungen verankern. Da wir ­in Österreich auch eine vollzeitschulische berufliche Aus­bildung haben (berufsbildende mittlere und höhere Schulen) werden Inhalte, welche besser vollzeitschulisch ausgebildet werden können, in eben diesen Schulen ausgebildet.

Was empfehlen Sie Deutschland und anderen Nationen, um flexibel auf die sich verändernden Anforderungen in vielen Berufsfeldern zu reagieren?

Ich denke, Deutschland muss man dazu keine Tipps geben, da der Prozess für Ausbildungsberufe im Bundes­institut für Berufsbildung (BIBB) ja bestens aufgehoben ist. ­Für viele andere Länder (welche die duale Ausbildung nicht haben) ist es wichtig, auf die Wirtschaft zu hören und eng mit dieser zu kooperieren. Die Absolventen der beruflichen Bildung sind die Fachkräfte der Wirtschaft von morgen, daher muss die berufliche Ausbildung am Puls der Zeit sein. Die WorldSkills und EuroSkills bieten dazu für viele ­natio­nale Skills-Verantwortliche eine großartige Plattform, ­um voneinander zu lernen und Best-Practice-Beispiele aus­zutauschen.

Was aus meiner Sicht wichtig ist, ist die laufende Aktua­li­sierung und Anpassung der Ausbildungsinhalte an den neuesten Stand. Für Lehrberufe versuchen wir dies ­zumindest alle 5 Jahre einmal anzusehen, ob eine Aktua­li­sierung notwendig ist.

Die Absolventen der beruflichen Bildung sind die Fachkräfte der Wirtschaft von morgen, daher muss die berufliche Ausbildung am Puls der Zeit sein.“

Welche Ausbildungsstandards oder Ausbildungsinhalte ­haben Sie zuletzt beeindruckt, und warum?

Spannend zu beobachten ist, dass sich die Anforde­rungen an die Wirtschaft mit den sich immer rascher ändernden Rahmenbedingungen wie z. B. der Entwicklung neuer Technologien oder dem Klimawandel ändern. Dies ­hat in Österreich in den letzten Jahren zu völlig neuen Lehr­berufen geführt wie beispielsweise Klimagärtnerin/Klimagärtner, Faserverbundtechnik, Fernwärmetechnik, oder ­­­auch zu neuen Spezialisierungen wie z. B. Smart Home oder erneuerbare Energien und Elektromobilität im Lehrberuf Elektrotechnik.

Weitere Informationen finden Sie unter:

www.ibw.at

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