„Mit den Tarifverträgen sichern die Gewerkschaften den Auszubildenden ein Einkommen, das in der Regel mindestens dem BAföG-Höchstsatz für Studierende von derzeit 992 Euro entspricht“, erklärt Prof. Dr. Thorsten Schulten, Studienautor und Leiter des WSI-Tarifarchivs. Damit werde dem Anspruch vieler Auszubildender nach einer elternunabhängigen Existenzsicherung Rechnung getragen. Problematisch bleibt die Situation in nicht-tarifgebundenen Betrieben, wo oft nur die zu niedrige Mindestausbildungsvergütung von 682 Euro gezahlt wird. Der DGB fordert deren Anhebung auf 80 % der durchschnittlichen tariflichen Vergütungen – das wären aktuell 834 Euro.
Große Bandbreite zwischen den Branchen
Die Spannbreite der Vergütungen ist beträchtlich: Sie reicht von 710 Euro im nordrhein-westfälischen Friseurhandwerk bis zu 1.650 Euro im vierten Ausbildungsjahr im westdeutschen Bauhauptgewerbe.
Spitzenreiter bei Erstausbildung (über 1.200 Euro):
Nur noch drei Branchen unter 1.000 Euro:
Überdurchschnittliche Steigerungen in Mangelbranchen
Besonders stark stiegen die Vergütungen in Bereichen mit akutem Fachkräftemangel. Spitzenreiter ist das Backhandwerk mit einem Zuwachs von 18,6 %. Auch in der Pflege, der Gebäudereinigung und der Metall-/Elektroindustrie gab es überdurchschnittliche Erhöhungen.
„Insgesamt kam es insbesondere in solchen Branchen zu besonders starken Erhöhungen, in denen traditionell eher niedrigere Ausbildungsvergütungen gezahlt werden und die vor dem Hintergrund eines zunehmenden Fachkräftemangels einen besonders hohen Anpassungsbedarf haben“, so Studienautor Schulten.
Fünf-Jahres-Trend zeigt deutliche Dynamik
Der Blick auf die letzten fünf Jahre verdeutlicht den Aufholprozess: Während die regulären Tarifentgelte um etwa 17 %, legten die Ausbildungsvergütungen in den meisten Branchen deutlich stärker zu. Das Backhandwerk führt mit einem Plus von 65,9 % seit 2020, gefolgt von der ostdeutschen Süßwarenindustrie mit 58,9 %. Die Entwicklung zeigt: Der Fachkräftemangel wird zunehmend auch über attraktivere Ausbildungsbedingungen bekämpft – ein wichtiger Schritt zur Sicherung der Fachkräftebasis von morgen.