Die Zahlen der aktuellen Ausbildungsumfrage 2025 der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeichnen ein besorgniserregendes Bild: Mehr als ein Viertel der befragten 15.000 Unternehmen plant, 2025 weniger Ausbildungsplätze anzubieten. Bei wirtschaftlich angeschlagenen Betrieben sind es sogar vier von zehn Unternehmen.
„Die Unternehmen kämpfen mit der wirtschaftlichen Situation, ihnen fehlen inzwischen oft finanzielle Mittel sowie klare Aussichten für den Betrieb“, erklärt Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer. Im drohenden dritten Jahr ohne Wirtschaftswachstum fehle vielen Betrieben die erforderliche Perspektive – auch beim Thema Ausbildung. Dabei stecken die Unternehmen in einem klassischen Dilemma: Weniger Ausbildung heute gefährdet den Fachkräftebedarf von morgen. Trotz der schwierigen Lage übernehmen immerhin noch zwei Drittel der Ausbildungsbetriebe alle Azubis nach Abschluss der Lehre.
Bewerbermangel bleibt Kernproblem
Parallel zur wirtschaftlichen Krise verschärft sich das bereits bekannte Problem des Bewerbermangels. Drei von vier Betrieben mit Besetzungsschwierigkeiten geben an, im vergangenen Jahr keine geeigneten Kandidat*innen gefunden zu haben. Besonders kleine und mittlere Unternehmen erhalten häufig gar keine Bewerbungen. Die Gründe für die Besetzungsprobleme liegen laut Umfrage vor allem in grundlegenden Defiziten der Bewerber*innen: Mehr als die Hälfte der Betriebe stellt Schwächen bei der Belastbarkeit fest. „Es mangelt an Basiskenntnissen und Kompetenzen, die praktisch für jeden Ausbildungsberuf nötig sind: Zuverlässigkeit, Lernbereitschaft, Einsatzwille und Lesen, Schreiben, Rechnen“, so Dercks.
Fokus auf Berufsschulen gefordert
Als zentrale Stellschraube identifiziert die DIHK die Berufsschulen, die dringend gestärkt werden müssten. Für 85 % der Unternehmen hat praxisnahes Lernen höchste Priorität. Zudem fordern die Betriebe eine bessere Zusammenarbeit zwischen Schule und Betrieb (67 %) sowie eine angemessene personelle und technische Ausstattung der Berufsschulen (68 %). „Die Bundesregierung muss darauf reagieren und in ihren Programmen die Berufsschulen ausreichend berücksichtigen“, mahnt Dercks.
Potenzial der Zuwanderung nutzen
Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer (57 %) sieht in Auszubildenden aus Drittstaaten eine Chance für die Fachkräftesicherung. Jeder dritte Betrieb hat bereits versucht, Interessent*innen aus Nicht-EU-Ländern auszubilden, ein weiteres Viertel kann sich das vorstellen. Allerdings stehen dem noch erhebliche Hürden entgegen: „Ein großes Hindernis ist neben Sprachbarrieren und Bürokratie der Mangel an bezahlbarem Wohnraum“, berichtet Dercks. „Der betrifft auch viele inländische Azubis.“
Appell an die Politik
Die DIHK-Studie macht deutlich: Der Ausbildungsmarkt braucht dringend positive Impulse. „Die Unternehmen wollen ausbilden. Aber sie brauchen Unterstützung seitens der Politik“, betont Dercks. „Um dem Ausbildungsmarkt wieder den nötigen Schwung zu geben, brauchen wir eine gute Wirtschafts- und eine gute Bildungspolitik.“
Die vollständigen Ergebnisse der DIHK-Ausbildungsumfrage 2025 stehen auf der DIHK-Website zum Download bereit.