Junge Menschen brauchen den direkten Kontakt zur Arbeitswelt, um sich beruflich orientieren zu können. Dies zeigt eine Befragung der Teilnehmer*innen zum Girls’Day und Boys’Day 2023 des Kompetenzzentrums Technik- Diversity-Chancengleichheit e. V. Bei der Frage, welche Möglichkeiten sie nutzen, um sich über Berufe zu informieren, und wie hilfreich sie diese finden, landeten längere Praktika und Tagespraktika sowie Gespräche mit Menschen, die in den jeweiligen Berufsfeldern arbeiten, auf den ersten drei Plätzen.
Der Girls’Day und Boys’Day punkten hier gleich zweifach: Am Aktionstag können erste Eindrücke und praktische Erfahrungen in den angebotenen Berufsbereichen gesammelt werden. Außerdem bekommen die Schüler*innen die Möglichkeit, Role Models kennenzulernen und sich direkt bei den Mitarbeitenden vor Ort über die vorgestellten Berufe zu informieren.
Girls’Day und Boys’Day als Wegweiser für eine geschlechtergerechte Berufswahl
Schüler*innen ab Klasse 5 können an den bundesweiten Aktionstagen Berufe und Studiengänge kennenlernen, die sie sonst eher selten für sich in Betracht ziehen. Mädchen gewinnen Einblicke in Technik, Handwerk und MINT-Berufe – Jungen lernen vor allem Berufe im Sozialen, Erziehung, Bildung, Gesundheit und Pflege kennen. Der Aktionstag ermöglicht also nicht nur eine niedrigschwellige praktische Berufliche Orientierung, sondern fungiert auch als Wegweiser für eine geschlechtergerechte Berufswahl, wie folgendes Beispiel zeigt:
Pia lernte am Girls’Day den Beruf Fachinformatik kennen. „Die Arbeit in der IT ist abwechslungsreich. Man kann den Kolleginnen und Kollegen helfen, wenn sie Probleme haben. Das macht viel Spaß. Der Beruf ist sehr modern und superwichtig in der heutigen Welt. Viele Sachen werden automatisiert und dadurch leichter gestaltet. Die Herausforderung ist, dass immer alle Systeme laufen und alle auf all ihre Daten zugreifen können; und das weltweit. An dem Tag konnte ich einige neue Eindrücke sammeln und mir ein Bild von der IT-Abteilung machen."
Mehr Schülerinnen haben Interesse an Informatik
Die Ergebnisse der Girls’Day-Wirkungsstudie von 2022 bestätigen Pias Eindrücke. Demnach können sich nach dem Aktionstag deutlich mehr Schülerinnen (21 Prozent) vorstellen, einen Beruf in der Informationstechnologie und der Informatik zu ergreifen, als vor ihrer Teilnahme (12 Prozent). „Nach ihrem Girls’Day können sich 17 Prozent der Teilnehmerinnen vorstellen, einen technischen Beruf wie Elektronikerin oder Mechatronikerin zu ergreifen – vor dem Aktionstag lag der Anteil bei sechs Prozent, es gibt hier also eine deutliche Steigerung“, sagt Tabea Schroer, Leiterin der Bundeskoordinierungsstelle des Girls’Day.
Dabei entwickeln die Schülerinnen einen Berufswunsch in IT und Informatik vor allem dann, wenn sie selbst die Erfahrung machen, dass Programmieren Spaß macht und ein IT-Beruf gute Zukunftsaussichten bietet. Tabea Schroer: „Unternehmen und Institutionen sollten die Chance dieses Motivationsschubs nutzen und Girls’Day-Teilnehmerinnen zum Beispiel für Praktika oder Ferienjobs gewinnen, um mit ihnen in Kontakt zu bleiben. So kann ein solcher Orientierungstag nachhaltig wirken, zur Vernetzung beitragen und langfristig mehr Mädchen für MINT begeistern.“
Mehr Schüler zeigen Interesse an Gesundheitsberufen
Ähnlich positive Effekte lassen sich auch für den Boys’Day feststellen. Joshua lernte am Boys’Day den Pflegeberuf kennen. „Es war wahnsinnig interessant und abwechslungsreich. Nachdem wir in der Notaufnahme einen Gips angelegt bekommen haben, durften wir verschiedene Abteilungen wie z. B. die Intensivstation besuchen. Sogar bei einer echten OP durften wir zusehen! Meine Schwester macht dort bereits eine Ausbildung und steht kurz vor der Zwischenprüfung. Es wurde klar, wie abwechslungsreich und spannend dieser Beruf ist.“
Der Anteil der Boys’Day-Teilnehmer, die sich sehr gut vorstellen können, in den Gesundheits- und Pflegeberufen zu arbeiten, steigt nach der Teilnahme am Boys’Day von 16 auf 22 Prozent. In den erzieherischen und sozialen Berufen steigt dieser sogar von 17 auf 27 Prozent. Der Boys’Day ist somit ein wichtiger Baustein in der Beruflichen Orientierung. Er unterstützt dabei, das Berufs- und Studienwahlspektrum der Jungen zu erweitern.
Unternehmen profitieren von einer Teilnahme am Aktionstag
„Der Girls’Day und der Boys’Day ermöglichen genau die Praxiserfahrungen, die Schüler*innen sich wünschen. Unternehmen und Institutionen, die hier aktiv werden, sprechen nicht nur potenzielle Auszubildende an, sondern gewähren auch einen Einblick in vielfältige Berufsfelder“, erklärt Desirée Heijne, Koordinatorin der bundesweiten Projekte Girls'Day und Boys'Day.
Unternehmen und Institutionen, die sich am Girls’Day und Boys’Day beteiligen, können potenzielle Auszubildende erreichen und ihnen Einblicke in verschiedene Berufs- felder bieten. Sie können Informationen über Ausbildungsprogramme, Karrieremöglichkeiten und ihre Unternehmenskultur bereitstellen, um das Interesse der Jugendlichen zu wecken – nicht nur für das kennengelernte Berufsfeld, sondern auch für das eigene Unternehmen.
Die Zufriedenheit der Teilnehmer*innen ist hoch – 95 Prozent der Mädchen und 94 Prozent der befragten Jungen gaben an, die Teilnahme am Aktionstag 2023 habe ihnen sehr gut oder gut gefallen. Rund zwei Drittel der Teilnehmer*innen bewerten die Teilnahme als sehr hilfreich oder hilfreich, um eine bessere Vorstellung davon zu bekommen, was sie später einmal beruflich machen wollen.
Große Zufriedenheit mit dem Girls’Day und Boys’Day bei Unternehmen und Institutionen
Über 90 Prozent der Unternehmen, die sich am Aktionstag 2022 beteiligt haben, gaben an, zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit der Teilnahme zu sein. 90 Prozent der Unternehmen, die sich am Girls’Day 2022 beteiligt haben, und 85 Prozent der Institutionen, die sich am Boys’Day 2022 beteiligt haben, konnten während des Aktionstages großes Engagement und Interesse bei den Teilnehmer*innen beobachten. Und jedes vierte Unternehmen, welches sich mehrfach an den Aktionstagen beteiligte, stellt ehemalige Teilnehmer*innen für ein Praktikum oder sogar eine Ausbildung ein. Die Aktionstage sind also eine Win-win- Situation für Schüler*innen und Unternehmen.
Die nächsten Girls’Day und Boys’Day finden am 3. April 2025 statt. Unternehmen und Institutionen können ihre Angebote für den Aktionstag ab sofort im Girls’Day- und Boys’Day-Radar eintragen. Schüler*innen können sich über das Radar für Angebote am Aktionstag anmelden.
Weitere Informationen finden Sie unter:
- Zwischen Tradition und Emanzipation: http://www.material.kompetenzz.net/boys-day/multiplikator-innen/girls-day-und-boys-day-zwischen-tradition-und-emanzipation.html
- Der Boys’Day wirkt: http://www.material.kompetenzz.net/boys-day/multiplikator-innen/boys-day-wirkungsstudie-2022.html
- Der Girls’Day wirkt: http://www.material.kompetenzz.net/girls-day/multiplikator-innen/girls-day-wirkungsstudie-2022.html