Als führendes Unternehmen im Bereich der Automatisierungstechnik hat sich Festo dem Thema Nachhaltigkeit in unterschiedlichsten Facetten angenommen. Im Rahmen des „Blue World“-Ansatzes wurde die Frage gestellt, welchen Beitrag das Unternehmen für die globalen klimatischen Herausforderungen leisten kann. So hat Festo die Automatisierung der Biologischen Transformation fokussiert. Der Gedanke: Wenn die Zelle als kleinste Fabrik der Welt verstanden wird, kann deren Wachstum gezielt gefördert werden. So wird es möglich, dass künftig Produkte hergestellt werden, die in verschiedenen Bereichen wichtige Rollen spielen können.
2022 hat Festo auf der Hannover Messe seinen ersten Bio-Reaktor vorgestellt und läutet damit eine neue Ära in der Automatisierungstechnik ein. Den neuen Herausforderungen im Bereich Biologisierung begegnet Festo jedoch nicht nur von technischer Seite, sondern hat in der technischen Aus- und Weiterbildung auch die künftig notwendigen Qualifikationen im Blick.
Zusatzqualifikation „Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung“
Im Bereich der eigenen Berufsausbildung hat Festo deshalb gemeinsam mit der IHK Region Stuttgart die Zusatzqualifikation (ZQ) „Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung“ auf den Weg gebracht. Sie richtet sich an viele Ausbildungsberufe. Für die gewerblich-technischen und kaufmännischen Auszubildenden wird es ein Modul „Automatisierung der Biologischen Transformation“ geben. Festo wird Teile davon in seinem Ausbildungszentrum in Esslingen abdecken und mit eigenen Auszubildenden an den Start gehen.
Vorgesehen ist ein allgemeiner Part, in dem beispielsweise das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals) usw. angeboten werden. Ergänzt wird der allgemeine Teil durch vertiefende Module für den Bereich Logistik und Verkehr, Banken und Versicherungen, Nachhaltigkeit in Handel und Dienstleistungen, nachhaltiges Büromanagement, Emissionsmanagement – und eben auch für das Thema Automatisierung der Biologischen Transformation. Hierfür hat Festo im Ausbildungszentrum in Esslingen, das von WorldSkills Germany als Leistungszentrum für die Disziplin Mechatronik zertifiziert wurde, ein Biologielabor mit einem Lernreaktor eingerichtet. Grundlegendes Equipment wie Inkubatoren, Zentrifugen, Mikroskope, Absauganlagen etc. stehen ab Spätsommer bereit und werden verwendet, um Algen und Hefe zu züchten. Dazu ist es wichtig, biologische Grundlagen zu wiederholen. Hierzu gehören u. a. die Unterschiede von Viren, Pilzen und Bakterien. In diesem Biologielabor sollen künftig alle Auszubildenden ein Kurzpraktikum absolvieren. Zudem sollen hier auch die Inhalte der „Automatisierung der Biologischen Transformation“ vermittelt werden – auch für Auszubildende anderer Unternehmen. Die Idee ist, den gewerblich-technischen Auszubildenden einen Einblick zu geben, was Biologie ist und welche Chancen sich durch die Symbiose mit Technologie ergeben. Wenn durch biologische Stoffe andere Stoffe ersetzt werden können, die auf Rohölbasis bestehen, hat dies einen enormen positiven Effekt auf die Umwelt. Dazu gehören z. B. Biotenside für Reiniger, Biokraftstoffe und eben Algen als CO2- Umwandler u.v.m.
Für künftige Facharbeiter*innen in diesem Bereich gilt es zu wissen, mit welchem Pipettierungssystem die Stoffe portioniert und verteilt werden können, ohne die Zellen zu zerstören. Oder welche Pumpen geeignet sind, um biologische Stoffe abzupumpen und abzufüllen. Oder durch die Abstimmung verschiedener Sensoren und einer gezielten Regelungstechnik dafür zu sorgen, dass das Wachstum der Zellen maximiert werden kann.
Aus- und Weiterbildung auf allen Ebenen
Und auch für die Hochschulbildung gibt es konkrete Pläne. Festo bildet die Fachkräfte der Zukunft aus. Daher entwirft das Unternehmen derzeit mit der Hochschule Reutlingen einen neuen Studiengang Biomechatronik, in dem biologische und technische Inhalte mit dem Fokus auf die Zelle als kleinste Fabrik der Welt verknüpft werden. Die Studierenden werden bei Festo vor allem die technischen Fähigkeiten lernen können. Hier soll der neue Lernreaktor ebenfalls Anwendung finden.
Es gibt viele Berufe, die in diesem Feld tätig sind: Von Industriemechaniker*innen angefangen, über Mechatroniker*innen, lektroniker*innen für Automatisierungstechnik, Elektronikberufe generell usw. finden sich hier Berührungspunkte, weil es um Sensorik, Aktorik und Regelungstechnik geht.
Bereits bei der ZQ Künstliche Intelligenz war Festo involviert. Erfreulicherweise wird diese ZQ nun über den DIHK bundesweit bekannt gemacht. Dies zeigt den Vorteil von ZQs: Lokal entwickelt am Bedarf der Unternehmen können diese Konzepte dann bundesweit bekannt gemacht werden. Es ist zu hoffen, dass es in vielen Regionen Bildungsanbieter gibt, die hier einsteigen, sodass vielleicht bald Auszubildende in der gesamten Bundesrepublik diese ZQ absolvieren können.
So hoffen die IHK Region Stuttgart und Festo, dass auch die ZQ Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung bundesweit ausgerollt wird.
Gerade der Zielgruppe der Ausbildung, den Generationen Y und Z, ist das Thema Klimaschutz immens wichtig. „Daher bin ich davon überzeugt, dass viele Auszubildende Interesse an der ZQ haben werden“, so Salvatore Bennardo, Ausbildungsleiter für die Mechatronik-Ausbildung bei Festo in Esslingen.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.festo.com/biomechatronik

Stefan Dietl
Leiter Vocational Education,
Festo Didactic SE