Abhilfe: KI kann insbesondere bei monotonen Arbeitsschritten Entlastung schaffen.
KI ist als Schlagwort omnipräsent. Aber wie sich die neuen Technologien nützlich in die Arbeitspraxis integrieren lassen, ist weit weniger erschlossen. Oft ist auch von „generativer KI“ die Rede. Wir zeigen verschiedene Entwicklungsstufen, um mit digitalen Helfern Zeit und Geld zu sparen. Fest steht: Die Potenziale sind immens.
Es gibt jede Menge KI-Trends. Doch die sind nicht so ohne Weiteres in die Praxis umzusetzen.
Einen guten Einstieg stellen etablierte KI-Tools dar, die ihren Weg längst auch in die Büros von Handwerksbetrieben oder in den Industrie- und Dienstleistungssektor geschafft haben. Insbesondere für Verwaltung und Organisation finden sich verschiedene Tools in gleich mehreren Anwendungsbereichen:
Fest steht: KI hat jede Menge Potenzial, kann uns insbesondere bei monotonen, einfachen Tätigkeiten entlasten und uns mehr Zeit verschaffen für Aufgaben, die echte Manpower erfordern — zum Beispiel kreatives Denken.“
Chat und Support
So mancher Betrieb wünscht sich womöglich ein 24/7-Kundencenter. Da helfen Chatbots. Sie sind bezahlbar, werden mit den Daten des Unternehmens trainiert, haben die richtigen Antworten parat und ihre Stimmen klingen täuschend echt. Mit den Anbietern Webapi, Intercom oder Mottle lassen sich schnell Chatbots nach eigenen Wünschen erstellen.
Meetings mitschreiben
Das unliebsame Mitprotokollieren gehört der Vergangenheit an. Anwendungen wie meetgeek, otter.ai oder Voicea zeichnen Meetings auf, transkribieren sie und — voilà — liefern ein strukturiertes Protokoll der Sitzung. Das ist auch praktisch für alle, deren Netz zwischendurch mal wieder gestreikt hat. Das Tool Grain packt noch eins drauf und generiert aus Kundenmeetings Datenbanken und Insights fürs Marketing.
Übersetzungen
Nicht nur Englisch begegnet uns inzwischen täglich. Es gibt viele Situationen, wo eine Fremdsprache zählt. Empfohlen wird das sehr fähige Tool DeepL, das Texte binnen Sekunden übersetzt. Whisper von OpenAI kann überdies Videocalls synchron mit fremdsprachigen Untertiteln versehen. Die Big Player wie Google oder Amazon bieten inzwischen ebenfalls integrierte KI-Assistenten, die beim Organisieren und auch Übersetzen helfen. Ein unabhängiger Assistent, der ebenfalls eine Menge kann, ist Auri.
Jobausschreibung
KI kann zu einem echten Joker bei der Suche nach Fachkräften werden. Allround-Tools wie ChatGPT oder der Bing-Chatbot schreiben flott passende Anzeigentexte. Andere, wie Turbohire, gehen der Personalabteilung zur Hand, indem sie zum Beispiel Bewerbungen vergleichen, eine Vorauswahl anhand von Vorgaben treffen, Termine planen oder sogar beim Onboarding helfen – spannende Lösungen allesamt, viele davon kostenlos. Dem Thema KI im Recruiting widmen sich auch andere, etwa XING.
Bessere Performance durch KI-Analyse
Daten in einem Unternehmen sind sehr wertvoll. Sie bieten tolle Entwicklungsmöglichkeiten — wenn jemand sie richtig analysiert und den Überblick behält. Auch das leisten moderne KI-Instrumente, etwa motion oder reclaim, die den agilen Workflow unterstützen und viele datenbasierte Aufgaben übernehmen. Für Handwerk und Industrie ist womöglich die KI jungle wegweisend: Sie wertet die Auslastung von Maschinen, Generatoren und Anlagen aus. Ausfallzeiten lassen sich so verkürzen und die Auslastung noch steigern.
Beispielhaft: eine Plattform für KI-Anwendungen
Wie KI über die etablierten Tools hinaus betriebliche Prozesse verbessern kann, zeigt die Plattform Lernende Systeme mit Fallbeispielen. Das Besondere: Es gibt verschiedene Suchkriterien — nach Branchen, Themen und Art eines Unternehmens. Alle genannten Aspekte lassen sich auch als Filter für die individuelle Suche kombinieren. Hier drei spannende Innovationen:
COGNAC – für eine bessere Landwirtschaft
2050 werden rund zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben. Damit diese mit Lebensmitteln versorgt und die Agrarflächen dennoch nicht zu sehr strapaziert werden, hilft KI. Beim Forschungsprojekt „Cognitive Agriculture“ (COGNAC) der Fraunhofer-Gesellschaft geht es darum, Landwirt*innen mit Rechenmodellen gezielt zu unterstützen. Daten in der Feldwirtschaft werden dazu erfasst und ausgewertet. Landwirtschaftliche Roboter lernen so unter anderem, Nutzpflanzen von Unkraut zu unterscheiden und sie entsprechend zu behandeln. Die Folge: weniger Pestizide für mehr Ressourcenschonung und effizientere Produktion.
platform3L – auf gute Zusammenarbeit
In Unternehmen hält immer mehr „New Work“ Einzug. Flexibel und selbstorganisiert zu arbeiten, etwa im Homeoffice, will jedoch gelernt sein. Die App platform3L bietet eine sogenannte Software-as-a-Service auf KI-Basis als Lernhilfe an. Vorab nennen Teams ihre Tools, mit denen sie arbeiten, und sagen, wo es klemmt. Die App entwickelt dann Lernvorschläge und Lernpfade und -methoden, die auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zugeschnitten sind. Das hilft bei der Selbstorganisation und obendrein beim Onboarding neuer Kolleg*innen — auf Wunsch in 30 Sprachen.
Quelle: shikatso — stock.adobe.com
Entwicklung nach Plan: Virtuelle Hilfe erobert auch handwerkliches Arbeiten.
KI bereite vielen Unternehmen Sorgen, ist zu lesen, aber das Handwerk bleibe gelassen — aus mehreren Gründen, wie die Hörer*innen erfahren.“
Xitaso & BRZ — schneller Baukosten-Kalkulator
Wer schon mal ein Angebot im Bauwesen erstellt hat, weiß: Je nach Vorhaben kann das eine sehr kleinteilige und mühevolle Aufgabe sein. Aus langen Anforderungslisten werden ebenso lange Angebote mit zig sich teils wiederholenden Einzelposten. Der KI-Entwickler Xitaso hat für das Bauunternehmen BRZ einen Kalkulator entwickelt, der diese Arbeit deutlich beschleunigt. Das System analysiert die Vorgaben, findet Ähnlichkeiten und macht Vorschläge. Dabei lernt die KI auch aus alten Kalkulationen. Der doppelte Vorteil: Das Fachpersonal hat mehr Zeit für andere Aufgaben, und die Teilnahme an Ausschreibungen wird spürbar effizienter.
Neben diesen Beispielen aus der Praxis bietet die Plattform Informationen zu Förderprogrammen und KI-Wettbewerben, kostenfreien Online-Kursen und Lernmaterialien, sowie mehr über die aktuelle KI-Gründerszene. Abgerundet wird das Angebot dieser Seite durch ein Literaturverzeichnis und ein Glossar. Ein Blick auf die Seite lohnt sich somit in jedem Fall.
Reingehört: Der DLF-Podcast „KI verstehen“
Anfang November 2024 widmete die Redaktion des Deutschlandfunks eine Folge seiner Podcast-Reihe „KI verstehen“ dem Handwerk. Schon der Titel macht neugierig: „Die Gewinner der KI-Revolution“ heißt es dort. KI bereite vielen Unternehmen Sorgen, ist zu lesen, aber das Handwerk bleibe gelassen — aus mehreren Gründen, wie die Hörer*innen erfahren. Zum einen profitieren die Betriebe bereits im Büro von den zuvor genannten Anwendungen. Damit wird das Arbeiten um bis zu 80 % effizienter. Doch auch das handwerkliche Kerngeschäft steckt bereits voller spannender Ideen.
Ein Schreiner lässt von einer KI Kundenanfragen auswerten, um dringende, ernst gemeinte Anfragen zu priorisieren. Seine sogenannte „Conversion Rate“, der Anteil echter Aufträge, die aus solchen Anfragen entstehen, stieg von 23 auf rund 60 %.
Ein Bäcker hatte bisher keinen Überblick über den Kundenbedarf und den liegen gebliebenen Ausschuss. Dank einer mithilfe von Fotos trainierten KI, welche vor und nach dem Backen Bilder der verschiedenen Semmeln auswertet, kann er jetzt viel effizienter arbeiten.
Ein Malerroboter, der 20 % Farbe spart, sowie Bohr- und Laserroboter in verarbeitenden Großbetrieben sind weitere Beispiele.
Oft, so lernen die Hörer*innen, stehe die Hardware schon bereit, aber es mangele an der Software zur Steuerung. Doch nicht überall lasse sich KI aufzwängen, die Anwendung müsse schon Sinn machen. Fest steht: KI hat jede Menge Potenzial, kann uns insbesondere bei monotonen, einfachen Tätigkeiten entlasten und uns mehr Zeit verschaffen für Aufgaben, die echte Manpower erfordern — zum Beispiel kreatives Denken.