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Nachhaltigkeit sichtbar machen

Zusatzzertifikat Nachhaltigkeitsberater*in

Vor Kurzem hat die Schule, die sich seit über zehn Jahren zu einem immer nachhaltigeren Lernort entwickelt, ein neues Zusatzzertifikat eingeführt: die Qualifikation zum*zur Nachhaltigkeitsberater*in für Maler- und Lackierer*innen.

Pilotprojekt mit Zukunftspotenzial

„Das Projekt befindet sich im ersten Jahr der praktischen Umsetzung und soll in Zukunft auch auf andere Gewerke übertragen werden“, berichtet Studienrat Christian Schröter, Klassenlehrer der Berufsschulschulklassen für den drei­jährigen Ausbildungsberuf Maler- und Lackierer*in.

Das Curriculum umfasst vielfältige Inhalte, die integrativ vermittelt werden – das heißt: ohne zusätzliche Unterrichtsstunden oder Lernzeit. Die Schüler*innen erschließen sich den Begriff der Nachhaltigkeit und reflektieren ihr eigenes Handeln. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung nachhaltiger Produkte und Geschäftsmodelle – mithilfe von Design-Thinking-Methoden sollen innovative Start-up-Ideen entstehen.

Dabei können die Auszubildenden in jedem Lehrjahr Teilzertifikate erwerben und nach einer mündlichen Prü­fung im Rahmen der Gesellenprüfung das vollständige Zertifikat erlangen.

Zurück in die Zukunft

„Wir zeigen unseren Schüler*innen, wie Nachhaltigkeit im Handwerk praktisch umgesetzt werden kann“, betont Schröter. „Das reicht von fairen Arbeitsbedingungen über die Förderung lokaler Wirtschaftskreisläufe bis hin zur Verwendung nachhaltiger Materialien.“ Gerade beim letzten Punkt bemüht sich die Schule um den Austausch mit Lieferanten und Herstellern. „Einer unserer Kooperationspartner stellt beispielsweise Farben auf der Basis von Kartoffelstärke her“, berichtet er.

„Ein zentrales Nachhaltigkeitsthema, an das wir unsere Auszubildenden heranführen, ist die Renaissance der traditionellen Baustoffe: Naturharzfarben auf Leinölbasis können synthetische Kunstharzfarben ersetzen, Lehm-­Anstriche überzeugen durch ihre feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften. Bei der Dämmung wird immer mehr auf Naturfasern wie Hanf, Kork oder Flachs gesetzt. Diese Materialien hatten sich über Jahrhunderte bewährt und werden heute wieder neu entdeckt“, so Schröter.

Praxiserfahrungen einer angehenden Nachhaltigkeits­beraterin

Eine der Auszubildenden, die derzeit auf das Zertifikat hinarbeitet, ist Janina Konau. Für sie war die berufliche Perspektive ausschlaggebend: „Ich sehe die Chancen, die sich durch die Zusatzqualifikation eröffnen. Bei Bewerbungen kommt es gut an, wenn man zeigt, dass man an die Zukunft denkt.“

Sie ist im dritten Ausbildungsjahr und kann das Gelernte im Berufsalltag bereits praktisch anwenden: „In der Kunden­beratung sprechen wir zum Beispiel über Silikatfarben, die keinen Kunststoff enthalten und dadurch nachhaltiger sind“, berichtet sie.

„Bei der Arbeit bemühen wir uns um Mülltrennung und wiederverwertbare Materialien. Zum Abdecken verwenden wir Malervlies statt Folie – idealerweise wird ein Raum vor dem Streichen leergeräumt, statt Möbel mit Folie abzu­decken. Das Dämmen mit Stroh und Lehm finde ich b­e­sonders spannend. Es ist faszinierend, wie gut diese alten Methoden funktionieren.“

Nachhaltigkeit im Handwerk stärken

„Das Maler- und Lackiererhandwerk steht beim Thema Nachhaltigkeit vor der Herausforderung, Farben, Lacke und Dämmstoffe sorgfältig auszuwählen“, erklärt ihr Berufs­schullehrer Christian Schröter.

„Verantwortungsvolle Betriebe setzen auf schadstoff­arme Produkte und natürliche Materialien. All das will gegenüber Kund*innen professionell vermittelt werden. Denn diese erkennen oft nicht den langfristigen Nutzen nachhaltiger Lösungen und scheuen Kosten, die auf den ersten Blick auch einmal höher ausfallen können. Das heißt: Nachhaltig arbeitende Handwerksbetriebe müssen ihre Bemühungen und deren Mehrwert sichtbar und plausibel machen – sei es in ökologischer, wirtschaftlicher oder sozialer Hinsicht. Unser Zertifikat dient als Beleg für Nachhaltigkeitskompetenz und stärkt damit die Position nach­haltig arbeitender Fachkräfte und Betriebe.“

Eine Idee mit Strahlkraft

Die BBS 1 Uelzen hofft, mit ihrem innovativen Zusatz­zertifikat eine Vorreiterrolle einzunehmen und andere Bildungs­einrichtungen zur Nachahmung zu inspirieren. Das Konzept ließe sich auf andere Gewerke und Wirtschafts­zweige ausweiten:

In der Industrie könnten Nachhaltigkeitsberater*innen beispielsweise Produktionsprozesse auf Ressourceneffizienz optimieren, Lieferketten nach Nachhaltigkeitskriterien ge­stalten oder die Entwicklung umweltfreundlicher Ver­packungslösungen vorantreiben.

Auch im Dienstleistungssektor ergeben sich vielfältige Ansatzpunkte: Von der Umstellung auf papierlose Büro­abläufe über die Implementierung von Green-IT-Konzepten bis hin zur nachhaltigen Gestaltung von Dienstreisen und Events.

Vergleichbare Zertifikate würden in sämtlichen Handwerksberufen, aber auch in Industrie und Dienst­­­leistung gleichermaßen zur ökologischen Transformation der Wirtschaft beitragen.

Ich sehe die Chancen, die sich durch die Zusatzqualifikation eröffnen. Bei Bewerbungen kommt es gut an, wenn man zeigt, dass man an die Zukunft denkt.“

 Janina Konau

Weitere Informationen finden Sie unter:

www.bbs1uelzen.de/

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