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Klingt nicht nur nach Hightech, sondern ist es auch: Exoskelette im Handwerk

Mehr Ergonomie, weniger Belastung

In vielen Handwerks-, Produktions- und Bauberufen sind die physischen Anforderungen nach wie vor extrem hoch. Schwere Lasten heben, Zwangshaltungen einnehmen, repetitive Bewegungen ausführen – all das führt zu einer kontinuierlichen Abnutzung des Bewegungsapparats. Die Konsequenzen sind gravierend: Muskel-­Skelett-Erkrankungen nehmen zu, Arbeitsunfähigkeitszeiten steigen und es fällt schwer, junge Menschen für einen solchen körperlich intensiven Beruf zu begeistern.

Demografischer Wandel verschärft die Situation

Die Alterung der Gesellschaft verstärkt diese Problematik. Während die Belegschaften immer älter werden, sinkt gleichzeitig die Zahl junger Fachkräfte. In technischen und handwerklichen Berufen wird dieser Trend besonders deutlich. Die körperlichen Belastungen, die für junge Mitarbeitende noch verkraftbar sind, stellen für ältere Beschäftigte eine größere erhebliche Herausforderung dar. Das kann nicht nur zum Risiko für die Gesundheit der Mitarbeitenden werden, sondern auch für die Betriebe, ganze Wirtschaftszweige und nicht zuletzt die Volkswirtschaft: steigende Gesundheitskosten durch arbeits­bedingte Erkrankungen, Produktivitätsverluste durch häufigere Ausfall­zeiten, Schwierigkeiten bei der Personalrekrutierung oder erhöhte Ausgaben für Umschulungen und Weiterbildungen sind mögliche Folgen.

Schwere Lasten heben, Zwangshaltungen einnehmen, repetitive Bewegungen ausführen – all das führt zu einer kontinuierlichen Abnutzung des Bewegungsapparats.“

Lösungsansätze: Exoskelette als Unterstützung

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, sind ganzheitliche Strategien erforderlich. Dazu gehören z. B. eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, gesundheitsfördernde Arbeitskonzepte oder technische Unterstützungssysteme wie Exoskelette, die für mehr Ergonomie und eine geringere Belastung sorgen. Exoskelette sind mechanische Stützstrukturen, die direkt am Körper getragen werden und darauf abzielen, die individuelle Arbeitsbelastung zu reduzieren. Ihr primäres Ziel ist nicht die Steigerung von Kraft oder Ausdauer, sondern die Entlastung bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten.

Die Funktionsweise basiert auf einer engen Kopplung an den menschlichen Körper, sodass die Unterstützungsleistung unmittelbar in die Bewegungsabläufe integriert wird. Je nach Konstruktion können Exoskelette Bewegungen erleichtern, verstärken oder überhaupt erst ermöglichen. Sie wirken dabei gezielt auf bestimmte Körperregionen, indem sie die erforderliche Muskelkraft reduzieren oder bei statischen Haltearbeiten stabilisierend wirken. Der zentrale gesundheit­liche Aspekt liegt in der Hoffnung, arbeitsbedingte körperliche Belastungen langfristig zu minimieren und dadurch das Risiko für muskuloskelettale Erkrankungen zu senken. Aktuell konzentrieren sich marktgängige Exoskelette hauptsächlich auf die Unterstützung der Nacken-Schulter-­Region oder des unteren Rückens, wobei sie in der Regel jeweils eine spezifische Körperzone adressieren.

Das primäre Ziel von Exoskeletten ist nicht die Steigerung von Kraft oder Ausdauer, sondern die Entlastung bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten.“

Probieren geht über studieren

Gerade bei anstrengenden Tätigkeiten über Kopf, in Knieposition oder mit gebeugtem Oberkörper können Exoskelette spürbar entlasten. Entgegen landläufiger Meinung sind sie keine Leistungsverstärker, sondern ergonomische Hilfsmittel. Sie zielen darauf ab, körperliche Beanspruch­ungen zu reduzieren und Arbeits­belastungen zu minimieren. Besonders in solchen handwerklichen Berufen, in denen alternative ergonomische Maßnahmen aufgrund des Berufsbilds und -inhalts oft schwer umzusetzen sind, können sie einen wichtigen Beitrag zur Arbeitsentlastung leisten. Allerdings: Nicht jedes Exoskelett passt jeder Person. Die Akzeptanz hängt stark vom individuellen Tragekomfort und der subjektiv empfundenen Entlastung ab. Im Praxistest empfiehlt es sich daher, verschiedene Modelle an- und auszutesten.

Fazit

Investitionen in Prävention und moderne Arbeitssysteme werden zukünftig nicht mehr optional, sondern existenziell sein. Nur wenn es gelingt, körperliche Arbeitsbelastungen zu reduzieren und Berufsbilder attraktiver zu gestalten, können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern. Der technologische Ansatz der Exoskelette bietet eine vielversprechende Lösung für die wachsenden Herausforderungen in körperlich anstrengenden Berufen. Angesichts des demografischen Wandels, steigender Gesundheitskosten und zunehmender muskuloskelettaler Erkrankungen stellen sie ein wichtiges ergonomisches Instrument dar. Exoskelette können daher als Teil einer ganzheitlichen Strategie zur Arbeitsplatzgestaltung und Gesundheitsförderung verstanden werden – nicht als Allheilmittel, sondern als ein Baustein moderner Arbeitsweltgestaltung, zu der auch noch andere Maßnahmen zählen, um die Arbeitsbedingungen im Handwerk zu verbessern und die Gesundheit der Mitarbeitenden zu schützen. Denn der Wandel beginnt mit dem Bewusstsein: Körperliche Arbeit verdient Wertschätzung und intelligente Unterstützung.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag, der zuerst in SBZ – Das SHK-Magazin erschienen ist.

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