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Auszubildende bereiten Grundschüler*innen auf die digitale Zukunft vor

Von der Werkbank hinters Lehrerpult

Dass Auszubildende die Schulbank drücken, ist nichts Ungewöhnliches. Wenn sie aber auf der anderen Seite des Pults und zwar vor Grundschulkindern stehen, ist das schon eher überraschend. „Am Anfang war ich aufgeregt“, sagt der 19-jährige Christian Wulf, Auszubildender zum Werkzeugmechaniker beim Wuppertaler Zangenhersteller Knipex. „Da steht man plötzlich vor 20 Schülerinnen und Schülern, denen man etwas erklärt, mit dem man sich selbst gerade erst auseinandergesetzt hat. Von Mal zu Mal ist es allerdings besser geworden, auch weil man ehrliches, positives Feedback von den Kindern bekommt. Das hat mir gut gefallen an dem Programm.“

Das Programm, von dem Wulf spricht und das er gerade erst absolviert hat, nennt sich ROCKID.one. Es möchte Grundschulkinder fit für die digitale Zukunft machen – gerade in Zeiten, in denen entsprechende Angebote aufgrund des Fachkräftemangels an Schulen häufig fehlen.

Die Entstehung des dahinterstehenden, eingetragenen Vereins ROCKID ist eine Familiengeschichte: 2019 hatten Mario Schwarz und seine Tochter an einer Grundschule das Projekt „Azubis an Schulen“ gegründet. Mit Erfolg: Bis heute hat das Projekt über 9.400 Schüler*innen an 88 Schulen in 35 Kommunen erreicht. Geholfen haben dabei 430 Azubis von 93 Konzernen, darunter Global Player wie Bayer oder die Telekom. Finanziell unterstützt werden Schwarz und seine Mitstreitenden u. a. von der PwC-Stiftung und der Trützschler Foundation. Zudem hat man sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis zu 40 % der Grundschulen deutschlandweit will man zukünftig in das Projekt mit einbeziehen.

Vorteile für alle Beteiligten

Für das Projekt entwickelt das Medienteam von ROCKID Unterrichtsinhalte in Anlehnung an den Medienkompetenzrahmen und verbessert diese regelmäßig anhand des Feedbacks von Auszubildenden und Lehrkräften. Die Inhalte umfassen Programmieren und Lernrobotik, den sicheren Umgang mit sozialen Medien, die Nutzung von Anwendungen der künstlichen Intelligenz oder Datenschutz und Privatsphäre. Die Auszubildenden sollen dazu zielgruppengerecht Basiswissen vermitteln.

ROCKID.one ist auf zwei Schuljahre ausgelegt und wird von den Auszubildenden in Zweier- oder Dreierteams durchgeführt. Unterstützung gibt der Verein in Form von Webinaren, Feedbackbögen und Checklisten. Auf einer eigens bereitgestellten Plattform können Auszubildende, Lehrkräfte, Ausbildungspersonal und Eltern jederzeit alle wichtigen Unterlagen einsehen. Nach einem Onboarding-Prozess im Sommer startet die erste Projektphase in der dritten Klasse mit acht flexiblen sowie zwei optionalen Schulstunden, die zwischen Oktober und Januar an den Grundschulen absolviert werden. Im vierten Schuljahr findet die Projektphase von Februar bis Ostern statt – hier sind es nochmal sechs Stunden plus vier optionale Einheiten. Auch ein Abschlussworkshop für die Kinder im Unternehmen der Azubis ist am Ende der vierten Klasse möglich.

Klarer Ablauf, zeitlich flexibel

Für das Projekt entwickelt das Medienteam von ROCKID Unterrichtsinhalte in Anlehnung an den Medienkompetenzrahmen und verbessert diese regelmäßig anhand des Feedbacks von Auszubildenden und Lehrkräften. Die Inhalte umfassen Programmieren und Lernrobotik, den sicheren Umgang mit sozialen Medien, die Nutzung von Anwendungen der Künstlichen Intelligenz oder Datenschutz und Privatsphäre. Die Auszubildenden
sollen dazu zielgruppengerecht Basiswissen vermitteln.

ROCKID.one ist auf zwei Schuljahre ausgelegt und wird von den Auszubildenden in Zweier- oder Dreierteams durchgeführt. Unterstützung gibt der Verein in Form von Webinaren, Feedbackbögen und Checklisten.

Auf einer eigens bereitgestellten Plattform können Auszubildende, Lehrkräfte, Ausbildungspersonal und Eltern jederzeit alle wichtigen Unterlagen einsehen. Nach einem Onboarding-Prozess im Sommer startet die erste Projektphase in der dritten Klasse mit acht flexiblen sowie zwei optionalen Schulstunden, die zwischen Oktober und Januar an den Grundschulen absolviert werden. Im vierten Schuljahr findet die Projektphase von Februar bis Ostern statt – hier sind es nochmal sechs Stunden plus vier optionale Einheiten. Auch ein Abschlussworkshop für die Kinder im Unternehmen der Azubis ist am Ende der vierten Klasse möglich.

Der Region etwas zurückgeben

Gegründet wurde ROCKID im nordrhein-westfälischen Wermelskirchen, proaktiv wurden Unternehmen in der Region angeschrieben. Der Wuppertaler Zangenhersteller Knipex beispielsweise zeigte früh Interesse an einer Kooperation und zählt heute nicht nur zu den Geldgebern des Projekts, sondern ist selbst mit seinen Auszubildenden beteiligt. Auch ein Zangenhersteller wie Knipex ist schließlich vom digitalen Wandel betroffen – Stichwort Industrie 4.0. Das sei aber mitnichten der ausschlaggebende Grund für das Engagement gewesen, erklärt Ausbilder Florian Berg, der die Ausbildungswerkstatt des Unternehmens koordiniert und den ersten Durchgang von ROCKID.one begleitet hat: „Uns war recht schnell klar, dass das ein Thema für uns ist, da wir nicht nur den sozialen Aspekt gutheißen, fördern und der Region damit auch etwas zurückgeben wollen, sondern eben auch den Mehrwert für unsere Auszubildenden sehen.“

Bislang haben vier Knipex-Auszubildende das Projekt durchlaufen. Berg spricht von außerordentlich positiven Erfahrungen: „Das Feedback der Auszubildenden ist sehr gut. Sie machen im Prozess eine echte Entwicklung durch und verbessern dabei ihre sozialen Skills. Dazu ist es auch eine gewisse Art von Wertschätzung, die ihnen entgegengebracht wird, wenn sie ihr eigenes Projekt auf die Beine stellen dürfen, ohne dass immer ein Ausbildender dahintersteht und Anweisungen gibt.“ Schön sei auch die zunehmende Vernetzung untereinander, da bislang Auszubildende ausganz unterschiedlichen Fachbereichen und Lehrjahren teilgenommen hätten – ein Plus für die Unternehmenskultur.

Ehrliches Feedback

Christian Wulf befindet sich derzeit im dritten Lehrjahr und steht kurz vor seiner Abschlussprüfung. Die Teilnahme an ROCKID.one habe ihm auf jeden Fall bei seiner persönlichen Entwicklung geholfen, meint er: „Die Zusammenarbeit mit Kindern ist erstmal sehr positiv. Man bekommt ehrliche und direkte Antworten und sieht sofort, ob ihnen das Vorgetragene gefällt oder nicht. Das ist eine richtig gute Übung, bei der ich schnell eigene Fortschritte bemerkt habe.“ Die so trainierten Skills könne er gut in die Arbeitswelt übertragen, meint Christian Wulf: „Besonders gut hat mir gefallen, dass wir mehr gelernt haben, uns selbst zu organisieren. Das Zeitmanagement werde ich auf jeden Fall mitnehmen, auch das Üben von Präsentationen hat mich weitergebracht.“

Dabei sei die Betreuung durch die eigenen Ausbilder und das Team von ROCKID.one jederzeit sehr gut gewesen, trotzdem habe man viel Spielraum zur persönlichen Entfaltung erhalten. „Ich wüsste nicht, was man besser machen sollte und würde die Teilnahme an dem Programm auf jeden Fall weiterempfehlen“, resümiert der angehende Werkzeugmechaniker.

Unternehmen in der Pflicht

Das freut auch Knipex-Ausbildungsleiter Thorsten Herkert, der das Projekt ebenfalls als vollen Erfolg bezeichnet und weiterführen möchte: „Wir wollen Kinder für moderne Technik begeistern. Zudem wollen wir Bildungschancen generieren. Für uns ist es wichtig, an Schulen zu gehen, an denen auch Kinder sind, die nicht immer automatisch Zugriff auf ein iPad haben. Dieser soziale, regionale Aspekt war für uns sehr wichtig bei der Koordination des Projekts.“ Zumal Knipex durch seine Teilnahme auch für sich werben könne: „Die Azubis sind in dem Projekt auch Botschafter unseres Unternehmens, gehen in Schulen und zeigen, wie toll moderne Technik sein kann.“

Für Herkert hat sich in der Zusammenarbeit mit ROCKID außerdem gezeigt, wie wichtig es ist, dass sich Schulen externe Partner bei der Vermittlung gewisser Inhalte suchen. „Es bereichert den Komplex Schule ungemein, wenn man sich Unterstützung von außen holt. Das kann einer der Schlüssel dafür sein, Kinder von Technik, aber zum Beispiel auch Bereichen wie der Pflege zu begeistern. So was kann Schule heute vielleicht nicht mehr alleine leisten, aber da können wir uns engagieren“, meint Herkert, und nimmt damit explizit sich und andere Unternehmen in die Pflicht. Bei Knipex wolle man das Programm sogar ausbauen – mindestens drei Grundschulen in der Region will man als Partner gewinnen – und sich zudem für ähnliche Angebote öffnen, so der Ausbildungsleiter: „Glücklicherweise sind wir personell gut dafür aufgestellt und haben tolle Azubis, die das gerne machen. Mit solchen Programmen öffnen wir unsere Ausbildung für kreative Köpfe und befreien uns auch selbst etwas aus starren Abläufen. Das wollen wir in Zukunft ausweiten.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.rockid.one