Springe zum Hauptinhalt Skip to main navigation Skip to site search
Internationale Kooperation zeigt Wege für digitale Lernumgebungen der Zukunft auf

KI revolutioniert die duale Ausbildung

Pionierarbeit aus Deutschland: AZUKIT macht KI für Umwelttechnolog*innen nutzbar

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Exzellenzinitiative InnoVET PLUS geförderte Pilotprojekt AZUKIT zeigt exemplarisch, wie KI-gestützte Lernumgebungen die Ausbildungsqualität nachhaltig verbessern können. Dr. Inken Rabbel von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) stellte das ambitionierte Vorhaben vor: Ein intelligenter Lerntutor analysiert individuelle Wissenslücken von Auszubildenden der Umwelttechnologie für Abwasserbewirtschaftung und stellt passgenaue Lerninhalte bereit.

Für Ausbildungsverantwortliche ­bedeuten solche Projekte eine erhebliche Ent­lastung bei der individuellen Betreuung, während Auszubildende von ziel­gerichteten Lernimpulsen profitieren.“

Das Besondere an AZUKIT liegt in seiner personalisierten Herangehensweise. Statt auf standardisierte Lernpfade zu setzen, erkennt das System die spezifischen Stärken und Schwächen jedes Lernenden und passt die Inhalte entsprechend an. Für Ausbildungsverantwortliche bedeutet dies eine erhebliche Entlastung bei der individuellen Betreuung, während Auszubildende von zielgerichteten Lernimpulsen profitieren. Das vom BIBB begleitete Projekt mit vier Verbundpartnern zielt darauf ab, nicht nur den Prüfungserfolg zu steigern, sondern auch die Attraktivität der Ausbildung insgesamt zu erhöhen. Die Übertragbarkeit auf andere Berufsfelder macht AZUKIT zu einem wegweisenden Modell für die deutsche Berufsbildungslandschaft. Mehr zu AZUKIT lesen Sie auch im SKILLS Magazin #32 von Juni 2025 bzw. auf www.skills-magazin.de.

Entlastend: Intelligente Assistenzsysteme erleichtern zukünftig auch die Unterrichtsplanung

(Quelle: robu_s — stock.adobe.com)

Entlastend: Intelligente Assistenzsysteme erleichtern zukünftig auch die Unterrichtsplanung

Brasilianische Innovation: SENAC setzt auf Konversationssimulatoren und digitale Assistenzsysteme

Arthur William Santos, Verantwortlicher für Bildungstechnologien bei SENAC Brasilien, präsentierte eindrucksvoll, wie das größte brasilianische Berufsbildungsinstitut KI strategisch in seine Ausbildungskonzepte integriert. Zwei Entwicklungen stehen dabei im Mittelpunkt: realitätsnahe Konversationssimulatoren für kommunikative Kompetenzen und intelligente Assistenzsysteme für die Unterrichtsplanung.

Die Konversationssimulatoren ermöglichen es Lernenden, in virtuellen Szenarien ihre Kommunikationsfähigkeiten zu trainieren — ein besonders wichtiger Aspekt in serviceorientierten Berufen. Die Technologie schafft sichere Lernräume, in denen Fehler erlaubt sind und sofortiges Feedback die Lernprogression beschleunigt. Parallel dazu unterstützen digitale Assistenzsysteme Lehrkräfte bei der Entwicklung individueller Unterrichtskonzepte und der Anpassung von Curricula an die Bedürfnisse der Lerngruppen.

Santos betonte die besondere Bedeutung ethischer Richtlinien beim KI-Einsatz. SENAC hat diese Technologien bewusst in das bestehende pädagogische Modell eingebettet und dabei klare Rahmenbedingungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI-Systemen definiert. Diese Herangehensweise könnte auch für deutsche Bildungseinrichtungen als Orientierung dienen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.

Die digitale Transformation der beruflichen Bildung ist kein technisches, sondern ein pädagogisches Projekt.

(Quelle: pch.vector — Freepik)

Die digitale Transformation der beruflichen Bildung ist kein technisches, sondern ein pädagogisches Projekt.

Zentrale Herausforderungen: Datenschutz, Didaktik und Qualifizierung

Die anschließende Diskussion offenbarte die komplexen Dimensionen der digitalen Transformation in der beruflichen Bildung. Datenschutz erwies sich als zentrale Herausforderung, insbesondere beim Umgang mit sensiblen Lerndaten und der Analyse individueller Lernverhalten. Fachkräfte betonten die Notwendigkeit transparenter Datenverarbeitungsprozesse und der Einhaltung geltender Datenschutzbestimmungen.

Ebenso kritisch ist die didaktische Integration digitaler Tools. Technologie allein garantiert noch keine bessere Bildungsqualität — entscheidend ist die pädagogisch fundierte Einbettung in bestehende Lehr-Lern-Konzepte. Dies erfordert eine grundlegende Überarbeitung traditioneller Curricula und eine Neuausrichtung der Lehrmethoden. Besonders herausfordernd ist dabei die Balance zwischen technologischer Innovation und bewährten pädagogischen Prinzipien.

Als dritte Säule kristallisierte sich die kontinuierliche Weiterbildung des Lehrpersonals heraus. Lehrkräfte benötigen nicht nur technische Kompetenzen im Umgang mit KI-Systemen, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Möglichkeiten und Grenzen digitaler Lernumgebungen. Nur durch systematische Qualifizierungsmaßnahmen können Bildungseinrichtungen das Potenzial neuer Technologien voll ausschöpfen.

Technologie allein garantiert noch keine bessere Bildungsqualität — entscheidend ist die pädagogisch fundierte Einbettung in bestehende Lehr-Lern-Konzepte.“

Internationale Vernetzung als Schlüssel zum Erfolg

Die Veranstaltung unterstrich die Bedeutung internationaler Kooperationen für die Weiterentwicklung der beruflichen Bildung. Kelly Teixeira von SENAC berichtete über die Teilnahme am UNESCO-UNEVOC BILT-Forum in Kuala Lumpur, wo der Beitrag Lateinamerikas und der Karibik zur digitalen Transformation besonders gewürdigt wurde. Diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit ermöglicht es, Best Practices zu identifizieren und voneinander zu lernen.

Die Allianz für duale Berufsbildung Lateinamerika und Karibik, koordiniert von SENAC, BIBB und ILO/Cinterfor, hat bereits weitere Veranstaltungen durchgeführt: Ebenfalls im Juni folgte ein virtueller Fachdialog zu „KI und digitale Transformation“, ergänzt durch drei virtuelle Seminare zur Standardentwicklung in den Sommermonaten. Diese kontinuierliche Dialogkultur schafft die Grundlage für eine koordinierte Entwicklung digitaler Bildungsstandards.

Künstliche Intelligenz und digitale Technologien eröffnen völlig neue Möglichkeiten für individualisiertes Lernen und adaptive Ausbildungskonzepte.

(Quelle: Vanessa Loring — Pexels)

Künstliche Intelligenz und digitale Technologien eröffnen völlig neue Möglichkeiten für individualisiertes Lernen und adaptive Ausbildungskonzepte.

Fazit: Digitale Transformation als gemeinsamer Gestaltungsauftrag

Die internationale Fachdiskussion machte deutlich: Die digitale Transformation der beruflichen Bildung ist kein technisches, sondern ein pädagogisches Projekt. Erfolgreiche KI-Integration erfordert mehr als leistungsfähige Algorithmen — sie braucht durchdachte didaktische Konzepte, ethische Leitlinien und kontinuierliche Weiterbildung aller Beteiligten. Die vorgestellten Projekte aus Deutschland und Brasilien zeigen, dass individualisiertes Lernen durch KI bereits heute möglich ist und erhebliche Potenziale für die Verbesserung der Ausbildungsqualität birgt.

Diese kontinuierliche Dialogkultur schafft die Grundlage für eine koordinierte Entwicklung digitaler Bildungsstandards.“

Für Fachkräfte in der beruflichen Bildung bedeutet dies eine doppelte Herausforderung: Sie müssen sowohl die technischen Möglichkeiten verstehen als auch die pädagogischen Implikationen bewerten können. Die internationale Zusammenarbeit wird dabei zum entscheidenden Erfolgsfaktor, um gemeinsame Standards zu entwickeln und voneinander zu lernen. Die Zukunft der dualen Ausbildung wird digital — aber sie bleibt vor allem menschlich geprägt.

Weitere Informationen finden Sie unter:

www.bibb.de/de/208916.php