John Lohrmann im Einsatz für eine Sektor-Analyse im Gewerk Metallbau in Madagaskar.
Senegal, Ghana, Äthiopien, Irak … Die Liste von John Lohrmanns Auslandseinsätzen ist lang. Doch was führt den Mann aus Offenbach in die weite Welt? Welche Vision verfolgt er, was kann er tatsächlich bewirken und mit welchen Erfahrungen kehrt er zurück?
John Lohrmann ist das, was man als Fachmann in den Bereichen Betriebsorganisation und Planung bezeichnen kann. Sein theoretisches Wissen reicht von der Kalkulation, Unfallverhütung und Arbeitssicherheit über Quality- und Baustellen-Management bis hin zur Berufsorganisation und Ehrenämtern. Seine handwerklichen Fähigkeiten stehen dem in nichts nach: Schweißen, Edelstahlverarbeitung,
Stahlbau, Instandsetzungen, Glasarbeiten, Verarbeitung von Corten Stahl, der Aufbau von Werkstätten und Schulungsräumen … Wer John Lohrmann engagiert, bekommt ein umfassendes Gesamtpaket.
(Quelle: John Lohrmann)
John Lohrmann als Experte bei den WorldSkills Ghana 2024.
Besonders motivierend ist die hohe Einsatzbereitschaft der Teilnehmenden sowie die überwältigende Gastfreundschaft, mit der man vielerorts empfangen wird — das sind für mich echte Highlights.“
Als Meister in die Welt
„Der Grundstein wurde 2020 mit der Ausbildung zum Internationalen Meister an der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main gelegt“, erzählt der gelernte Metallbaumeister . „Diese Weiterbildung öffnete mir den Weg zur internationalen Zusammenarbeit und legte den Fokus auf handwerkliches Know-how in globalem Kontext.“
Doch es sind nicht nur die handwerklichen Fertigkeiten, die internationale Projekte erfordern. Flexibilität, interkulturelle Kompetenz, ein hohes Maß an Toleranz sind nur einige der Soft Skills, die einen mindestens genauso hohen Stellenwert haben. Johns Einsatzbereiche reichen von praktischen Schulungen über Bedarfsanalysen bis hin zu Mentoringprogrammen im Rahmen von Kooperationen mit WorldSkills Germany, u. a. in Ghana und Pakistan.
(Quelle: John Lohrmann)
John Lohrmann als Coach für WIG-Schweißen im Irak.
Viel zu berichten
Über seine Auslandsaufenthalte könnte Lohrmann stundenlang berichten, ohne dass einem langweilig wird. Zum Beispiel vom Bau einer kraftbetriebenen Toranlage für ein Ausbildungszentrum in Senegal, inkl. Elektroanschluss und Inbetriebnahme. Oder von seiner Patenschaft für WorldSkills Ghana in der Disziplin „Schweißen“, wo er seit 2022 das Team bei der Vorbereitung auf internationale Wettbewerbe vorbereitet — sowohl vor Ort in Ghana als auch durch Trainings in Deutschland. Oder von seinem Aufenthalt in Äthiopien, wo er Ausbilder für ein Lagerverwaltungs system mit anschließender Kontrolle der praktischen Umsetzung vor Ort gecoacht hat.
„Jeder Auslandseinsatz ist ein Abenteuer — und oft verläuft nichts exakt nach Plan“, so der Offenbacher. „Materialien entsprechen nicht den gewohnten Standards oder müssen improvisiert beschafft werden. Maschinen und Werkzeuge sind häufig defekt oder nicht vorhanden und müssen angepasst oder repariert werden. Besonders motivierend ist die hohe Einsatzbereitschaft der Teilnehmenden sowie die überwältigende Gastfreundschaft, mit der man vielerorts empfangen wird — das sind für mich echte Highlights.“
(Quelle: John Lohrmann)
John Lohrmann als Experte bei den WorldSkills Ghana 2024.
Die Vision für die Ausbildung in der Schweißwerkstatt verfolgt das Ziel, eine praxisorientierte Ausbildung auf internationalem Niveau zu bieten.“
Einsatz im Irak
Solche Herausforderungen und Highlights prägten auch John Lohrmanns Besuch im Irak. In einem Ausbildungszentrum der Stadt Ramadi sollte er einen Trainingskurs für WIG-Schweißen durchführen. Für dieses Training standen verschiedene Schweißanlagen und -geräte sowie ein Plasmaschneider zur Verfügung, allesamt jedoch mit Funktionsstörungen. Werkzeuge und Schweißschilder waren nur teilweise verfügbar, doch es konnte Ersatz besorgt werden. Mit einer Tafelschere und einer elektrischen Trennmaschine — beide veraltet — konnte John dennoch das Training durchführen.
Theoretische Vorkenntnisse hatten die Teilnehmenden nur in geringem Maße. Aufgrund der begrenzten Zeit konzentrierte sich John daher auf die Grundlagen des Schweißens (Gerätekunde, Schweißfertigkeiten, Schweißfehler sowie deren Ursachen, die Prüfung von Schweißnähten und Arbeitssicherheit etc.).
Alle Teilnehmenden verfügten über solide Grundfertigkeiten. Wie in arabischen und afrikanischen Regionen üblich, wurde vorwiegend mit E-Hand geschweißt. Nach einer intensiven Übungsphase wurde ein kleiner Wettbewerb ausgetragen, bei dem eine Grundplatte mit Rohrstutzen geschweißt werden musste. Die Bewertung erfolgte durch ein Jurorenteam, das die drei besten Teilnehmer nach den internationalen Grundprinzipien von WorldSkills beurteilte. Der Gewinner erhielt als Anerkennung seiner Leistungen einen Messschieber.
(Quelle: John Lohrmann)
John Lohrmann als Experte bei dem Bau einer Toranlage in Senegal.
Johns Vision
„Die Vision für die Ausbildung in der Schweißwerkstatt verfolgt das Ziel, eine praxisorientierte Ausbildung auf internationalem Niveau zu bieten“, erklärt John Lohrmann. „Die Werkstatt sollte mit modernen, leistungsfähigen Schweißmaschinen ausgestattet sein, die den Auszubildenden die Möglichkeit bieten, verschiedene Schweißtechniken in der Praxis zu erlernen. Eine breite Auswahl an hochwertigen Materialien, die den unterschiedlichen Schweißverfahren und internationalen Standards entsprechen, ist ebenfalls essenziell. Die Ausbildung orientiert sich an globalen Schweißnormen und ermöglicht den Erwerb international anerkannter Zertifikate.“
Hochqualifiziert sollten die Ausbilder sein und sowohl umfassende praktische wie auch theoretische Expertise einbringen. Nur so könne eine optimale Ausbildung gelingen. Voraussetzung dafür sei eine intensive Schulung der Ausbildenden und Erstellung von Lehrplänen.
Für neue Herausforderungen bleibt der Unternehmer aus Offenbach auch weiterhin offen. Einen besonderen Fokus richtet er auf die WorldSkills-Wettbewerbe — 2026 in Shanghai und 2027 in Düsseldorf. Darüber hinaus engagiert er sich ehrenamtlich bei Handwerker ohne Grenzen, Crafts People International, dem Bundesverband für Berufsausbilder, und ist zudem Obermeister der Metallinnung Frankfurt Offenbach und seit 2022 Bundestrainer bei WorldSkills Germany. Ende 2026 endet seine Zeit im eigenen Betrieb „John Lohrmann Stahlhandwerk“. Doch wie wir John Lohrmann kennengelernt haben, wird ihm in der Zukunft ganz bestimmt nicht langweilig.