1 Nach einem schweren Verkehrsunfall im Jahr 2005 kämpfte sich Marlene Marks selbst zurück ins Berufsleben. Heute ist sie Inklusionsmanagerin.
Nach einem schweren Verkehrsunfall im Jahr 2005 kämpfte sich Marlene Marks nicht nur selbst zurück ins Berufsleben – sie machte es zu ihrer Aufgabe, Kindern und erwachsenen Menschen mit Beeinträchtigungen den Weg in die Bildungs- und Arbeitswelt zu ebnen.
Die Folgen ihres Unfalls waren dramatisch: Mehrere Tage Koma, ein abgerissenes Handgelenk, Unterarmbrüche, das Gesicht zertrümmert und die Milz gerissen – ihre Ärzte zweifelten daran, dass sie je wieder arbeiten könnte. Marlene Marks wurde als erwerbsunfähig berentet – heute ist sie eine erfolgreiche Unternehmerin.
Wider alle Erwartungen erwies sich der beschwerliche Weg durch Reha und Therapie als Sprungbrett: 2010 gründete sie die Organisation „Kids-Förderung“ und schuf sich damit ein neues berufliches Fundament. Inzwischen vermittelt Marlene Marks auch anderen Unternehmer*innen, wie Menschen mit Beeinträchtigungen erfolgreich beschäftigt und in Teams integriert werden können. Dabei profitiert sie von ihrer eigenen Geschichte: „Man darf sich nicht sagen lassen, was man nicht kann“, betont sie.
Konzepte für barrierefreie Arbeitsplätze
Marlene Marks will mit Vorurteilen aufräumen und zeigen, dass Inklusion eine praktikable Antwort auf den Fachkräftemangel sein kann. Problematisch seien die oft unbewussten Vorurteile bei der Personalauswahl, klärt die Inklusionsmanagerin auf und fährt fort: „Arbeitgeber*innen lehnen Bewerber*innen mit Beeinträchtigungen ab, weil sie davon ausgehen, dass diese nicht präzise oder effizient genug arbeiten könnten. Dabei übersehen sie, dass Menschen mit Beeinträchtigungen häufig Fähigkeiten und Perspektiven mitbringen, die für das Unternehmen wertvoll sind.“ Wenn ein Unternehmen bereit ist, Menschen mit Inklusionsbedarf einzustellen, kommt Marlene Marks ins Spiel. Sie hilft bei der Analyse des Arbeitsumfelds und dabei, ein Konzept für barrierefreie Arbeitsplätze zu entwickeln. „Dabei berücksichtigen wir sowohl die räumlichen Gegebenheiten als auch die digitale Infrastruktur“, so die Inklusionsmanagerin. „Zusätzlich unterstütze ich bei der Beantragung von Fördermitteln, damit die Umsetzung reibungslos gelingt.“
Inklusion ist keine Belastung, sondern eine Bereicherung für jedes Unternehmen.“
Unsichtbare Behinderung: Was wir nicht sehen können, aber verstehen müssen
„Viele Arbeitgeber*innen haben ein bestimmtes Bild von Behinderung im Kopf – meist ein sichtbares“, erklärt Marlene Marks. „Dabei werden unsichtbare Beeinträchtigungen wie beispielsweise Asperger-Autismus häufig übersehen oder missverstanden. Ein typisches Beispiel ist der Umgang mit sozialen Situationen: Während viele Mitarbeitende Interesse an regelmäßigem kollegialem Austausch haben, fühlen sich Menschen mit Asperger-Autismus bei Teamevents oder größeren sozialen Zusammenkünften schnell überfordert. Wenn Kolleg*innen dieses Verhalten nicht einordnen können, entstehen Probleme. Die Zurückhaltung wird möglicherweise als mangelndes Interesse oder Ablehnung interpretiert“, so Marks.
Betroffene sollten idealerweise offen mit ihren Beeinträchtigungen umgehen. Wenn Arbeitgeber*innen und Kolleg*innen sich mit dem spezifischen Krankheitsbild vertraut machen, entsteht ein tieferes Verständnis. Auf diese Weise wird es möglich, optimale Arbeitsbedingungen zu gestalten – ein Prozess, den Marlene Marks begleitet.
Man darf sich nicht sagen lassen, was man nicht kann.“
Win-win-Situation für Unternehmen und Beschäftigte
Unternehmen, die das Thema Inklusion vorantreiben wollen, empfiehlt Marlene Marks, sich über das Budget für Arbeit zu informieren. Diese Förderung ermöglicht Menschen, die eigentlich in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) arbeiten könnten, eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Der besondere Anreiz für Arbeitgeber: Bis zu 75 % der Lohnkosten werden übernommen, sodass das Unternehmen nur den verbleibenden Anteil trägt. Das System ermöglicht den Beschäftigten ein reguläres Gehalt und echte Teilhabe am Arbeitsleben. Für eventuell notwendige Mehraufwände können Unternehmen kreative Lösungen finden, etwa durch die Einstellung von Unterstützungs- oder Ersatzkräften. Die Förderung macht dies finanziell gut darstellbar.
Inklusion als Antwort auf den Fachkräftemangel
„In Zeiten des Fachkräftemangels sollten Unternehmen ihren Blick weiten und Inklusion als Chance begreifen“, ist Marlene Marks überzeugt. „Inklusion ist keine Belastung, sondern eine Bereicherung für jedes Unternehmen. Mit der richtigen Vorbereitung und Offenheit können sich Menschen mit Beeinträchtigungen zu geschätzten Mitarbeitenden entwickeln. Dies erfordert vor allem einen Perspektivwechsel: Weg von vermeintlichen Einschränkungen, hin zu individuellen Stärken und Potenzialen.“
Der Weg zur inklusiven Beschäftigung – Tipps für Unternehmen
Für interessierte Unternehmen gibt es kompetente Anlaufstellen in der Region:
•Förderschulen, Berufsschulen und Bildungswerke, die niederschwellige Einstiegsmöglichkeiten und praxisnahe Ausbildungen anbieten
•Werkstätten für Menschen mit Behinderung, die den Übergang in den allgemeinen Arbeitsmarkt unterstützen
•Die Lebenshilfe mit ihrem breiten Netzwerk und ihrer Expertise