1 Das Textil-Service-Unternehmen Mewa möchte die Kreislaufwirtschaft im Bereich Textilien mit vorantreiben. So widmet es sich mit mehreren Partnern der Möglichkeit eines chemischen Recyclings von Polyester aus Fasermischungen zurück in wiederverwendbare Fasern.
Ausgediente Bettwäsche, ein kaputtes Radio, eine alte Kommode – all diese Dinge aus unserem Alltag müssen nicht zwingend entsorgt werden. Im Gegenteil! Kreislaufwirtschaft ist in immer mehr Bereichen auf dem Vormarsch. Doch wie funktioniert dieses Prinzip beispielsweise in der Textilbranche oder in einem Konzeptladen? Und ist es wirtschaftlich überhaupt tragbar?
„Möglich ist es schon, aus alten Textilien neue entstehen zu lassen“, erklären Dr. Diana Wolf (Forschung & Entwicklung) und Nicole Kiefer (Trendscout ökologische Nachhaltigkeit) von Mewa. Zu ihren Aufgaben beim Textil-Service-Unternehmen gehört es, Potenziale für das Textil-Recycling zu erkunden. So berichten sie von einem bestehenden Verfahren, bei dem Textilien, wie Bett- und Tischwäsche oder auch Handtücher, in einem mechanischen Verfahren zerrissen und wieder in Fasern zerlegt werden. Etwa die Hälfte der so gewonnenen Stapelfasern können dadurch mit Primärrohstoffen gemischt und zu neuen Produkten verarbeitet werden. Am Ende entsteht ein neues Küchenhandtuch, das so neu eigentlich gar nicht ist.
Allerdings stecken diese Verfahren noch in den Kinderschuhen, geben die beiden zu bedenken: „Durch den oft verhältnismäßig kleinen Rahmen sind Produkte aus aufbereitetem Material teurer als solche aus konventioneller Herstellung, was die Nachfrage senkt. Dies wiederum erschwert den Übergang zur Massenproduktion – ein Kreislauf, der durchbrochen werden muss.“ Hinzu käme die aufwendige Vorsortierung der Altware, um den passenden Sekundärrohstoff für das jeweilige Recyclingverfahren bereitstellen zu können.
Quelle: Mewa
2 Das Textil-Service-Unternehmen Mewa möchte die Kreislaufwirtschaft im Bereich Textilien mit vorantreiben. So widmet es sich mit mehreren Partnern der Möglichkeit eines chemischen Recyclings von Polyester aus Fasermischungen zurück in wiederverwendbare Fasern.
Nur gemeinsam funktioniert es
Doch Mewa möchte die Kreislaufwirtschaft im Bereich Textilien mit vorantreiben. Zusammen mit der TU Braunschweig, der Hochschule Niederrhein und weiteren Partnern ist das Textil-Unternehmen aktuell an einem Forschungsvorhaben des Projektträgers Jülich beteiligt. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt widmet sich der Möglichkeit eines chemischen Recyclings von Polyester aus Fasermischungen zurück in wiederverwendbare Fasern. Auf diese Weise könnte aus alten Polyester-Baumwoll-Mischgeweben Material für neue Gewebe entstehen. „Das wäre ein Meilenstein auf dem Weg in eine wirklich ganzheitliche textile Kreislaufwirtschaft“, so Wolf und Kiefer. „Insgesamt gesehen ist jedoch noch viel Forschungsbedarf nötig, um irgendwann einen wirklich ununterbrochenen textilen Kreislauf zu erreichen.“
Kreislaufwirtschaft im Textil-Sektor birgt Herausforderungen. Zwar würden in der Aufbereitung von Polyester erste gute Lösungen verzeichnet, doch bei Baumwolle sei in dieser Hinsicht noch ein langer Weg zu gehen. Zirkularität, so Mewa, funktioniere nur gemeinsam. Hier kommt Cibutex ins Spiel – ein Zusammenschluss von Unternehmen aus der Textilservice-Branche, der sich dem Recycling und der Rückgewinnung von Fasern aus ausrangierten Textilien widmet. „Unternehmen, die eigentlich im Wettbewerb miteinander stehen, haben sich also zusammengetan, um ein Problem anzugehen, das sie alle betrifft“, erklären Dr. Diana Wolf und Nicole Kiefer. „Nur so kann es funktionieren.“
In die Zukunft schaut Mewa optimistisch: „Wenn die Rahmenbedingungen von Politik und Verwaltung es erlauben und wenn wir mit unseren Aktivitäten in dem Maße weitermachen wie aktuell, haben wir gute Chancen, in fünf bis zehn Jahren im Bereich Aufbereitung von Textilien die Früchte unserer Arbeit ernten zu können.“
Großes Angebot in Leipzig
Dass Kreislaufwirtschaft nicht notwendigerweise mit komplexen mechanischen oder chemischen Verfahren einhergeht, zeigt ein Blick nach Leipzig, zum Konzeptladen „Wiederschön“. Gefördert durch das Projekt Zukunftsfähige Zentren Leipzig (ZZL) des Bundesministeriums für Wohnen und Bauen und konzipiert von der Stadtreinigung Leipzig, dem Aufbauwerk und weiteren Partnern und Dienstleistern, wird die Kreislaufwirtschaft hier auf rund 550 Quadratmetern tagtäglich gelebt. Veranstaltungen, Workshops, Bildungsangebote und Einkaufmöglichkeiten lockten in den ersten rund sieben Monaten seit der Eröffnung bereits 55.000 Besuchende an. „Die Kombination aus kommunalen Unternehmen und nachhaltigen Selbstständigen im Konzeptladen macht diesen Kreislauf so besonders“, berichtet Alena Gröhn, Projektleiterin von „Wiederschön“.
Quelle: Philipp Kirschner / Leipzig Travel
3 Dass Kreislaufwirtschaft nicht notwendigerweise mit komplexen mechanischen oder chemischen Verfahren einhergeht, zeigen auch verschiedene Konzepte im Einzelhandel.
Aufbereitete Kleidung, Möbelstücke, Spielzeug, Accessoires, Schmuck (hergestellt aus upgecycelten Graffiti-Wänden) und Produkte aus dem 3D-Drucker, der sich aus nachhaltigen Materialien bedient – die Vielzahl von Angeboten stärke, so Gröhn, die lokale Wirtschaft und fördere das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum in der Gemeinschaft.
Nachhaltigkeit zahlt sich langfristig aus
Für die Zukunft wünscht sich Alena Gröhn weitere Förderprogramme zur Unterstützung und zum Ausbau einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft. „Sowohl auf der kommunalen Ebene als auch bei kleineren und mittelständigen Unternehmen, aber auch Großunternehmen, hindern immer wieder die höheren Kosten und Skepsis eine ökologisch nachhaltige Betriebsführung“, berichtet sie. „Es ist immer wieder festzustellen, dass das ‚Wegwerfen‘ oft bevorzugt wird, da der Entsorgungsweg meist schneller, unkomplizierter und auf den ersten Blick billiger ist. Langfristig zahlen sich jedoch umweltfreundliche Technologien, nachhaltige Materialien oder energieeffiziente Prozesse aus, denn sie können langfristige Vorteile wie Kostenersparnisse, höhere Effizienz und Wettbewerbsvorteile bringen.“
Kreislaufwirtschaft beginnt im Kleinen
Die Stadt Leipzig hat bereits 2021 den Ratsbeschluss gefasst, dass Leipzig ‚Zero Waste City‘ werden soll. Ein Jahr später folgte der Beschluss, eine Konzeption zur Implementierung einer Zero-Waste-Strategie für Leipzig zu entwickeln.
Es ist also viel im Gange in Leipzig, aber auch in zahlreichen anderen deutschen Städten und Regionen. Um aktiv Kreislaufwirtschaft zu betreiben, ist der eigene Wohnort jedoch zweitrangig. Entscheidend ist es, ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu entwickeln: Produkte möglichst lange verwenden, sie reparieren, anstatt zu entsorgen, und dadurch Ressourcen wie Energie und Wasser für den Recyclingprozess vermeiden. Denn je weniger produziert wird, desto besser für die Umwelt.
Insgesamt gesehen ist noch viel Forschungsbedarf nötig, um irgendwann einen wirklich ununterbrochenen textilen Kreislauf zu erreichen.“
Unternehmen, die eigentlich im Wettbewerb miteinander stehen, haben sich also zusammengetan, um ein Problem anzugehen, das sie alle betrifft.“