In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit zu einem zentralen Transformationsthema in nahezu allen Branchen geworden ist, stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Prozesse und Geschäftsmodelle, aber auch die Unternehmensstruktur und die eigene Aus- und Weiterbildung neu zu denken. In der praktischen Umsetzung dieser Transformation benötigen Organisationen dann aber vor allem eines: neue oder veränderte Kompetenzen, Wissen und Verhaltensweisen.
Ressourcenschonung, klimafreundliche Prozesse und nachhaltige Lieferketten sind längst keine Randthemen mehr, sondern entscheidende Faktoren für die Zukunftsfähigkeit von Organisationen. Um dieser Transformation erfolgreich zu begegnen, benötigen Unternehmen und ihre Mitarbeitenden spezifische Kompetenzen – sogenannte Green Skills. Bei der individuellen Herausarbeitung unterstützt sie das Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau IRB.
Green Skills sind mehr
Green Skills umfassen weit mehr als rein umweltbezogenes Fachwissen. Sie beschreiben eine Kombination aus Fähigkeiten, Kompetenzen und persönlichen Überzeugungen, die notwendig sind, um in einer gesamtheitlich betrachteten und sozial nachhaltigen Wirtschaft die Weichen für die Zukunft zu stellen. Diese Kompetenzen gewinnen in allen Branchen an Bedeutung und bilden die neue Grundlage für verschiedenste Aufgaben im Nachhaltigkeitsbereich: von der Entwicklung strategischer Ziele bis hin zur Anpassung, Optimierung oder Neuausrichtung von Prozessen und weiteren Parametern. Dabei lassen sich Green Skills in Kategorien unterteilen: Zum einen in fachliche Kompetenzen, und zum anderen in überfachliche Querschnittskompetenzen sowie Soft Skills. Ein Umdenken und die konsequente Verfolgung des Nachhaltigkeitsgedankens werden erst durch deren Verknüpfung ermöglicht.
Branchenspezifische Ausprägungen
Je nach Branche manifestieren sich Green Skills unterschiedlich. In der Bauwirtschaft umfassen sie bspw. Konzepte für eine regenerative Energieversorgung. Im Handwerk dreht sich vieles um Ressourceneinsparungen oder Müllvermeidung. In der Finanzbranche werden nachhaltige Investitionen und Finanzierungsmodelle entwickelt und bewertet. Produzierende Unternehmen stehen wiederum vor anderen Herausforderungen als Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor. Diese Vielfalt an Anforderungen macht deutlich: Nachhaltigkeit ist ein komplexes Feld, das strukturiertes Vorgehen und gezielte Kompetenzentwicklung erfordert.
Strukturierte Planung der Nachhaltigkeitstransformation
Die Komplexität des Themas führt häufig dazu, dass Unternehmen zwar erste Ansätze entwickeln, sich dann aber von der Vielzahl an Anforderungen überfordert fühlen. Hier setzt der Green Skills Kompass an. Dieses Instrument bietet praxisnahe Orientierung und hilft Unternehmen, die für sie zentralen Fragen zu identifizieren, zukunftsrelevante Trends zu erkennen und den spezifischen Weiterbildungsbedarf ihrer Mitarbeitenden festzustellen. In interaktiven Workshopformaten werden die für das Unternehmen relevanten Nachhaltigkeitsthemen und -aufgaben analysiert. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, welche Green Skills benötigt werden, um die individuellen Aufgaben erfolgreich zu bearbeiten. Das Ziel ist die Erarbeitung greifbarer Lösungen, die direkt im Unternehmen implementiert werden können.
Wissenschaftlich fundierte Methodik
Die Workshops basieren auf einem „Green Skills Kompetenzframework“, das im Rahmen des Projekts „Global Upskill“ entwickelt wurde. Dieses wissenschaftlich fundierte Tool zur Kompetenzanalyse bietet Unternehmen und Organisationen eine klare Struktur und erleichtert die Orientierung in diesem komplexen Tätigkeitsfeld. Es ermöglicht, einzelne Kompetenzbereiche gezielt zu analysieren, potenziellen Nachholbedarf aufzuspüren und konkrete Maßnahmen zu erarbeiten.
Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil
In dieser systematischen Entwicklung von Green Skills liegt eine Win-win-Situation: Unternehmen erfüllen damit ihre gesetzliche Anforderungen, können aber auch wesentliche Potenziale für entscheidende Wettbewerbsvorteile herausarbeiten. Durch die gezielte Förderung grüner und transformativer Kompetenzen können Innovationspotenziale erschlossen, Betriebskosten gesenkt und die Attraktivität als Arbeitgeber gesteigert werden. Zudem trägt die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Unternehmensstrategie dazu bei, langfristige Risiken zu minimieren und neue Geschäftsfelder zu erschließen.
Fazit: Investition in die Zukunft
Die Entwicklung von Green Skills ist eine Investition in die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. In einer Welt, in der Nachhaltigkeit immer mehr zum Standard wird, ist es klug, in dieses Thema zu investieren. Der strukturierte Aufbau von Nachhaltigkeitskompetenzen bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Transformation und sichert die langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Mit dem richtigen Kompetenz-Framework und einer strategischen Herangehensweise kann die Integration von Nachhaltigkeit in den Unternehmensalltag gelingen – von der Entwicklung einer nachhaltigen Unternehmensstrategie bis hin zur praktischen Umsetzung in allen Bereichen. Green Skills sind damit ein Instrument zur Bewältigung aktueller Herausforderungen, aber auch der Schlüssel zu einer nachhaltig erfolgreichen Zukunft. Für Unternehmen lohnt es sich, genau hinzuschauen, welche Ressourcen und Möglichkeiten in ihnen schlummern.
Green Skills beschreiben eine Kombination aus Fähigkeiten, Kompetenzen und persönlichen Überzeugungen, die notwendig sind, um in einer gesamtheitlich betrachteten und sozial nachhaltigen Wirtschaft die Weichen für die Zukunft zu stellen.“
Je nach Branche manifestieren sich Green Skills unterschiedlich. Produzierende Unternehmen stehen wiederum vor anderen Herausforderungen als Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor.“