1 Gute Aussichten: Lehrkräfte tragen mit eigener Weiterbildung dazu bei. (Quelle: uv_group — stock.adobe.com)
Ob „Digital Peacekeeper“ im Kampf gegen Desinformation oder „Human Machine Mediator“ zur Vermittlung zwischen KI-Technik und Mensch — auch wenn diese beiden Jobs aktuell noch Zukunftsfantasien sind, steht fest: Der Arbeitsmarkt verändert sich rasant. Und mit ihm die Anforderungen, die an Schulabgänger*innen gestellt werden. SKILLS geht der Frage nach, ob und wie Schule schon heute auf diesen Wandel in der Berufswelt vorbereiten kann. Wir schauen dazu auf digitale Technologien, Zukunftskompetenzen, neuartige Lernräume und die Rolle von Lehrkräften.
Wie die Schule der Zukunft aussehen könnte, verrät der deutsche Bildungsserver. Dieser „Wegweiser zur Bildung“ ist ein Gemeinschaftsservice von Bund und Ländern unter Mitwirkung des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation. Auf dessen Website heißt es: „Die Schule der Zukunft: digital, innovativ und individuell“. Weitere Stichworte hierzu sind „digitales Klassenzimmer“, „interaktive Lernplattformen“ und „maßgeschneiderte Wissensvermittlung“.
Digitale Tools & digitales Wissen
Damit Schüler*innen optimal auf die Anforderungen der Zukunft vorbereitet werden, sollen zum Beispiel Virtual & Augmented Reality komplexe Themen besser erlebbar machen und zugleich die Motivation des Berufsnachwuchses steigern. Flexible Lernmodelle und praxisnahe Projekte sind eine weitere wichtige Ergänzung auf dem Weg zur Zukunftsfähigkeit in den Schulen. Doch nicht nur der technische Umgang mit digitalen Medien ist gefragt, sondern auch die entsprechende Medienkompetenz: Schüler*innen sollten einerseits wissen, wie sie an Informationen gelangen, und diese andererseits auch bewerten können. Das gilt vor allem für soziale Medien, über die immer mehr junge Menschen ihre News beziehen. Umso wichtiger ist ein bewusster Umgang hiermit, um Fake News und relevante Inhalte gut unterscheiden zu können — eine stetig wachsende Herausforderung.
Beispielhaft zeigt das digitale Lerntool „Mission FutureSkills“ ab der 8. Klasse, wie Schüler*innen technische Schlüsselqualifikationen für ihre berufliche Zukunft erwerben können. Das Tool des Bildungsnetzwerks Baden-Württemberg führt auf einer Erkundungsmission in 16 Kapiteln durch Themen wie Datenmanagement, Kommunikation und Programmieren. Den Auftakt macht eine Live-Veranstaltung mit Coaching-Teams vor Ort. Anschließend lösen die Schüler*innen, zu Hause oder im Unterricht, konkrete berufliche Aufgaben und erleben dabei, welche digitalen Fertigkeiten sie für ihre berufliche Zukunft brauchen. Nach Abschluss der 16 Kapitel erhalten die Jugendlichen ein personalisiertes Zertifikat. Auf der Basis des Lernmanagementsystems Moodle bekommen sie einen einfachen Zugang und das Lehrpersonal eine übersichtliche Lernzielkontrolle.
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Digitales Wissen: Medienkompetenz ist ein Erfolgsfaktor für später.
Kooperationen mit der Wirtschaft & Projektarbeit
Praxis schlägt Theorie — das gilt auch beim Einblick in die Berufswelt. Schon seit vielen Jahren haben Schüler*innen, je nach Bundesland und Schulform, die Möglichkeit, ein mehrwöchiges Betriebspraktikum zu absolvieren, um in die Berufswelt reinzuschnuppern. Das Gute: Die Jugendlichen organisieren sich in der Regel ihren Praktikumsplatz selbst — und dürfen eine erste Richtungsbestimmung vornehmen: Autohersteller, Stadtsparkasse oder doch lieber ans Staatstheater? Zwar bekommt der Nachwuchs hier selten Einblicke in die Berufe der Zukunft, aber immerhin einen in den Ist-Zustand. Auch in der Kfz-Produktion, im Finanzsektor oder im Handwerk hat die Digitalisierung allein in den letzten 10 Jahren Berufsbilder stark verändert.Für eine noch engere Verbindung zwischen Schule und Beruf sorgen zum Beispiel Netzwerke wie Schulewirtschaft Deutschland, mit zahlreichen regionalen und lokalen Partnern (SKILLS berichtete in Ausgabe #33). Schulewirtschaft versteht sich als Partner für Schulen, um deren Bildungsangebote zu erweitern und noch besser auf die Herausforderungen des Arbeitsmarkts vorzubereiten. Das Portfolio reicht von Betriebserkundungen und -praktika über Kooperationen und Fortbildungen bis hin zu zahlreichen Informationsmaterialien für Eltern sowie Unterrichtsmaterialien, etwa für Planspiele und Wettbewerbe.
Die Schule der Zukunft: digital, innovativ und individuell.“
Neues Lernen für neue Kompetenzen
Doch Schule kann noch mehr für die (berufliche) Zukunft des Nachwuchses tun. Neben technologischem Wissen und Medienkompetenz sind in der Arbeitswelt von morgen unter anderem auch Nachhaltigkeitsbewusstsein und Selbstständigkeit gefragt. Gerade in Zeiten, in denen Klimaveränderung und Ressourcenschonung etwas aus dem Blick zu geraten drohen, scheint eine Verankerung von Nachhaltigkeitsthemen im Schulalltag umso dringlicher. Eigene Schulgärten, die gemeinsame Begrünung des Schulhofs oder ökologische Projektwochen stärken das Umweltbewusstsein der Schüler*innen — und sind womöglich eine willkommene Abwechslung.
Veränderte Lernräume und hybriden Unterricht kennen viele von uns spätestens seit der Pandemie. Auch die Lernkultur hat sich dadurch verändert und brachte zugleich neue Möglichkeiten: mehr Flexibilität und mehr Anpassung an individuelle Bedürfnisse. Kommunikation und kreatives Denken sind die Basis für Innovation. Neue Lernsettings, etwa durch Projekt- oder Gruppenarbeit sowie interaktive Workshops, fördern zum Beispiel den aktiven Wissenstransfer und den Erwerb sozialer Kompetenzen — beides ist später in der Teamarbeit gefragt. Modulare Räume und Möbel, die heute bereits flexibles Arbeiten in einer Vielzahl von Start-ups ermöglichen, passen auch gut in Lernräume von Schulen.
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Ab in den Betrieb: Kooperationen mit der Wirtschaft helfen dabei, optimale Praktikumsplätze zu finden.
Lebenslanges Lernen — auch für Lehrkräfte
In den Ländern Südostasiens, etwa in Singapur, sind Lehrer*innen gesellschaftlich hoch angesehen (vgl. SKILLS-Ausgabe #34). Auch wenn Lehrpersonal bei uns vielleicht manchmal etwas weniger Respekt erfährt, so ist doch unbestritten, welchen Einfluss Lehrende auf die berufliche Orientierung ihrer Schüler*innen haben. Um den Nachwuchs optimal vorbereiten zu können, wäre es wünschenswert, dass sich Lehrkräfte im Alltag von Unternehmen gut auskennen. Hier könnten Praktika und Hospitationen im Rahmen des Studiums oder später entsprechende Angebote von Unternehmen oder Berufsverbänden helfen.
Der Unterricht sollte zwar nicht auf Mathe, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik reduziert werden, aber die sogenannten MINT-Fächer dürften zukünftig womöglich noch stärker gefördert werden. Denn deren Bedeutung für die Berufswelt von morgen ist unbestritten. Umso wichtiger ist es, dass Deutschland dem Beispiel vieler asiatischer Länder folgt und Kindern, möglichst früh und überdies geschlechterübergreifend, MINT-Wissen anregend und spannend vermittelt. Auch das funktioniert am besten mit kompetenten und motivierten Lehrkräften.
Schüler*innen sollten einerseits wissen, wie sie an Informationen gelangen, und diese andererseits auch bewerten können.“
Fazit
Schule kann einen wichtigen Beitrag leisten, um den veränderten Anforderungen in der Arbeitswelt von morgen gerecht zu werden. Digitale Technologien, interaktive Lernwege und passgenaue, individuelle Wissensvermittlung werden entscheidend sein, um Schüler*innen optimal auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten. Innovative Ansätze wie zum Beispiel das digitale Lerntool „Mission FutureSkills“ fördern schon heute technische Schlüsselqualifikationen und bieten praxisnahe Erfahrungen. Kooperationen mit der Wirtschaft, etwa durch Praktika und Netzwerke wie Schulewirtschaft Deutschland, stärken die Verbindung zwischen Schule und Beruf zusätzlich. Lehrkräfte müssten am besten schon während des Studiums Einblicke in die aktuelle Berufswelt bekommen, um Schüler*innen bestmöglich vorbereiten zu können. Und: MINT-Wissen sollte besonders im Fokus stehen und Kindern schon möglichst früh und geschlechtsübergreifend vermittelt werden.