Springe zum Hauptinhalt Skip to main navigation Skip to site search
Fünf Stimmen über Leistung, Motivation und das, was der Weg zu den EuroSkills über den Beruf hinaus bedeutet

Was zählt, kann man nicht messen

Miriam Dickmann — Nutzfahrzeug­technik

Auch Kfz-Mechatronikerin Miriam Dickmann, die in der Disziplin Nutzfahrzeugtechnik antritt, treibt die eigene Weiterentwicklung an: „In Herning möchte ich das bestmögliche Ergebnis erreichen und alles bei den Aufgaben geben. Mich motivieren vor allem die fachlichen und persönlichen Erfahrungen, die ich auf dem ganzen Weg von der Vorbereitung bis zum Wett­bewerb machen werde.“ Die ­23-Jährige aus Hamburg, die bei der FFG Fahrzeugwerkstätten Falkenried GmbH als Kfz-Mechatronikerin tätig ist, hat ebenfalls bereits mehrere Trainings, auch international, absolviert. „Ich habe von diesen sehr viel mitgenommen, da ich mein Fachwissen erweitern konnte und einen guten Einblick bekommen habe in die Abläufe bei den EuroSkills selbst. Außerdem habe ich viele nette Menschen aus unterschiedlichen Ländern und somit auch die verschiedenen Länder besser kennengelernt.“ Als Frau ist Miriam im Kfz-Bereich und vor allem in Bezug auf die Wartung und Reparatur von Nutzfahrzeugen hauptsächlich von Männern umgeben. „Viele denken, Kfz-Mechatroniker und gerade Nutzfahrzeugtechniker sind immer nur Männer. Dieses Bild möchte ich verändern und zeigen, dass Frauen genauso gut an großen Fahrzeugen arbeiten können und technisches Verständnis haben.“ Und das hat sie, denn: „Einzigartig an meinem Betrieb ist, dass ich nicht nur einer Person oder einer Familie helfe, ihr Auto zu reparieren, sondern Busse instand setze, mit denen die ganze Stadt mitfahren kann.“

Timo Dietrich (l.) und Kimi Wößner (r.) stellen sich bei den EuroSkills in Herning einer ganz besonderen Teamaufgabe: der Aufbau und Programmierung einer Automatisierungsanlage.

(Quelle: WorldSkills Germany / Frank Erpinar)

Timo Dietrich (l.) und Kimi Wößner (r.) stellen sich bei den EuroSkills in Herning einer ganz besonderen Teamaufgabe: der Aufbau und Programmierung einer Automatisierungsanlage.

Kimi Wößner und Timo Dietrich  Mechatronik

„Für mich bedeutet es eine große Ehre und gleichzeitig eine große Ver­antwortung, Teil des Team Germany bei der EM der Berufe 2025 im Bereich Mechatronik zu sein“, sagt Kimi Wößner, der bei den EuroSkills in Herning mit seinem Teamkollegen Timo Dietrich in der Disziplin Mechatronik antritt. „Es ist eine einzigartige Gelegenheit, mein Können auf internationalem Niveau unter Beweis zu stellen und mich mit den besten Nachwuchstalenten aus ganz Europa zu messen. Außerdem sehe ich es als eine Chance, Deutschland würdig zu vertreten und zu zeigen, wie vielfältig und anspruchsvoll der Beruf des Mechatronikers ist.“ Der 21-Jährige absolviert, wie sein Team­kollege Timo, bei der Festo SE & Co. KG in Esslingen eine Ausbildung zum Elek­troniker für Automatisierungstechnik. Einen Einfluss auf seine Berufswahl hatte seine Mutter, die einen ähnlichen Beruf erlernt hat, sowie seine Freunde, die größtenteils in der Industrie tätig sind. Timo Dietrich wiederum wurde von seinem Cousin inspiriert, der 2011 an der WM der Berufe, den WorldSkills in London, teilnahm. Als Team haben Kimi und Timo bereits einige Trainings durchlaufen, u. a. auch mit kanadischen Teams auf der Hannover Messe, wo sie mit dem damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz ins Gespräch kamen. „Durch die Übungswettkämpfe und das intensive Training bin ich fachlich stark gewachsen“, berichtet Timo. „Ich habe nicht nur meine Fähigkeiten verbessert, sondern auch gelernt, unter Druck fokussiert zu bleiben. Persönlich habe ich mehr Selbstvertrauen gewonnen und erfahren, wie wichtig Durchhaltevermögen und Teamarbeit sind.“ Kimi ergänzt: „Ich habe gelernt, mich besser zu organisieren, mit starkem Stress umzugehen und im Team zu kommunizieren. Diese Erfahrungen helfen mir nicht nur im Wettbewerb, sondern auch im Berufsalltag sowie im alltäglichen Leben.“ Bei den EuroSkills möchten die beiden ihr Bestes geben, sich fachlich und persönlich weiterentwickeln, neue Kontakte knüpfen und von anderen lernen. „Mein Ziel ist es, mit einem starken Ergebnis zurückzukehren und die hohe Qualität unserer Ausbildung und Trainings in Deutschland zu zeigen“, unterstreicht Kimi Wößner. Als Team treten die beiden dennoch in große Fußstapfen, denn bei der letzten EM der Berufe 2023 im polnischen Danzig holten Timo Oßwald und Daniel Schmied in ihrer Disziplin die Goldmedaille.

(Quelle: WorldSkills Germany / Frank Erpinar)

Almut Leykauff-Bothe bespricht mit EuroSkills-Teilnehmerin Johanna Lexau und Teampartner Lucas Rother den Plan für die künftigen Trainings.

Almut Leykauff-Bothe — IT Network Systems Administration

Bereits seit über 10 Jahren engagiert sich Almut Leykauff-Bothe, Oberstudien-
rätin im Fachbereich Informatik an den Multi Media Berufsbildenden Schulen Hannover, als Bundestrainerin für die WorldSkills und EuroSkills. Während ihre Disziplin IT Network Systems Administration, hinter der der deutsche Ausbildungsberuf Fachinformatiker*in für Systemintegration steht, bei der Weltmeisterschaft ein Einzelwettbewerb ist, tritt bei den EuroSkills ein Zweierteam an. In diesem Jahr sind dies Johanna Lexau und Lucas Rother. Die Leistung der beiden schätzt Almut mit „Sehr gut!“ ein. „In den zwei Jahren der Vorbereitung seit der deutschen Meisterschaft 2023 hat die Begeisterung nicht nachgelassen. Die Trainings im Nationalteam unseres Skills mit zahlreichen Jour-fixe-Meetings, Teil­nahmen an nationalen General­proben, internationalen Wettbewerben in Finnland und Großbritannien, auch mit der Unterstützung ehemaliger Teil­nehmender, haben die Emotionen ge­steigert.“ So gehen die beiden Teil­nehmenden hoch motiviert in den Wett­bewerb. „Johanna möchte (insbesondere auch jungen Frauen) zeigen, was in der IT möglich ist. Sie möchte sich beweisen, dass sie es kann und zu den Besten gehört. Lukas motiviert auch die Möglichkeit, Anerkennung für seine Arbeit zu erhalten und sich mit anderen zu messen. Er möchte zeigen, dass das Berufsfeld sehr vielfältig und kreativ ist und neben technischem Know-how auch ein hohes Maß an Teamarbeit, Projektmanagement und kommunikativen Fähigkeiten erfordert.“ In Herning möchte Almut zeigen, dass sich die lange Trainingsarbeit auch für alle Unterstützer lohnt, um im Beruf Fachinformatiker*in Systemintegration weiterhin begeisterten Nachwuchs zu rekrutieren. Was die EM in Dänemark für Almut schließlich zu einem besonderen Ereignis macht? „Viele ehemalige Teilnehmende des Skills sind in aktiven Rollen bei WorldSkills und jetzt auch bei den EuroSkills in Herning dabei: als Teamleader bzw. Betreuer für die deutschen Teilnehmenden, als Workshop-Manager für die EuroSkills Düsseldorf 2027 und auch im WorldSkills Europe Extended Secretariat. Damit zeigen sich eindrücklich die Nachhaltigkeit und Exzellenz unserer Disziplin.“

Bundestrainer Matthias List im intensiven Austausch mit seiner Teilnehmerin, Malerin Anna Hüllner.

(Quelle: WorldSkills Germany / Frank Erpinar)

Bundestrainer Matthias List im intensiven Austausch mit seiner Teilnehmerin, Malerin Anna Hüllner.

Matthias List – Maler*in

Auch Matthias List ist seit 17 Jahren EuroSkills-Bundestrainer in der Disziplin Maler*in. Für die EM der Berufe trainiert er aktuell mit Anna Hüllner, die sich über diverse Landes- und Bundeswettbewerbe für die EM qualifizierte. Für Matthias geht es in Bezug auf die Teilnahme „einzig und allein um die Zufriedenheit und Motivation der Teilnehmerin. Wenn sie zufrieden ist, dann bin ich es auch“. Ziel des selbstständig tätigen Malers ist es, „jungen Menschen meine Erfahrungen, Wissen und Fertigkeiten weiterzugeben, um aus diesen physisch und psychisch anstrengenden Wettbewerben mit erhobenem Haupt und einem gesteigerten Selbstwertgefühl herauszugehen“. Wichtig sei es, den Teilnehmenden bewusst zu machen, dass bereits die Qualifizierung für die Europameisterschaft der Beweis für ein hohes Maß an Standvermögen und Fachlichkeit ihrerseits ist. „Es ist mir wichtig, dass die Teilnehmenden eines solchen Wettbewerbs am Ende aller Anstrengungen zu sich selbst sagen können: ‚Mehr war nicht möglich‘, egal welches Ergebnis nach dieser langen, aber sicherlich persönlichkeitsbildenden Reise steht.“

Dennoch sei das Training auf einen Platz auf dem Treppchen ausgerichtet. Die Möglichkeiten für die Vorbereitung hängen dabei auch vom Zeitbudget, den zu überbrückenden Entfernungen zwischen Trainer und Teilnehmerin, den finanziellen Mitteln und der Unterstützung des Betriebes ab. „Ich kann wirklich sehr stolz auf das vor­bildliche Engagement und die Ausdauer von Anna sein. Es macht Freude ihre Fortschritte und die zunehmende Sicherheit in den einzelnen handwerk­lichen Fähigkeiten zu beobachten. Vor allem die letzten Monate vor dem Wettbewerb werden wir an Schnelligkeit und Präzision der einzelnen Wett­bewerbsmodule arbeiten.“ Aber gerade in dieser Trainingsphase sei es besonders wichtig, auch das mentale Bewusst­sein über den bevorstehenden Wettbewerb zu stärken.
Für Matthias spiegelt der Fakt, dass Deutschland die größte Nationalmannschaft in der Geschichte der EuroSkills auf die Reise schickt, die Wichtigkeit und die steigende Akzeptanz solcher Wettbewerbe im eigenen Land wider. „Da ich bereits seit 2008 an den EuroSkills als Experte und Trainer teilnehme, freue ich mich am meisten, meine Freunde und alle Gleichgesinnte, die ich in dieser Zeit kennenlernen durfte, wiederzusehen. Auch wieder einmal einem jungen Menschen eine Tür zu öffnen und damit einen Blick über den Tellerrand seines gewählten Berufs zu ermöglichen, ist einer der Antriebe, die diese EuroSkills wieder zu etwas Besonderem für mich machen. Ich denke, dies sind für alle, die an der Organisation und Durchführung solcher Wettbewerbe beteiligt sind, die größten Antriebe, um über die vielen Strapazen und Entbehrungen hinwegzuschauen.“