Vom Azubi zum wichtigen Teamplayer im E-Commerce — Julian Stolz fühlt sich bei AfB bestens integriert. „Ich kann mich hier voll einbringen. Meine Behinderung schränkt mich nicht ein — ich habe alles, was ich brauche, um erfolgreich und selbstbestimmt zu arbeiten.“
Für viele Unternehmen bleibt Inklusion ein schwer greifbares Ideal. Bei AfB social & green IT ist sie jedoch gelebter Alltag. Schon der Name verrät den Anspruch: AfB steht für „Arbeit für Menschen mit Behinderung“. Europas größtes gemeinnütziges IT-Unternehmen verbindet erfolgreich Inklusion mit Nachhaltigkeit getreu dem Leitmotiv: „Inklusion leben. Ressourcen schonen. Chancen schaffen.“ Dieses Motto beschreibt sowohl die Haltung als auch die gesamte Unternehmenskultur.
Die Anfänge reichen ins Jahr 2004 zurück. Damals suchte ein Kunde von Gründer Paul Cvilak nach einer Möglichkeit, Leasing-Rückläufer professionell wiederaufzubereiten und an Mitarbeitende weiterzuverkaufen für kleines Geld. In dieser Zeit begegnete Cvilak wieder einmal seinem Nachbarn, dem Sozialarbeiter Milan Ringwald, an einer Currywurstbude. Ringwald arbeitete damals in einer Werkstatt für behinderte Menschen. Sie entwickelten gemeinsam in der Mittagspause die Vision, aussortierte Hardware von Menschen mit Behinderung aufbereiten und weiterverkaufen zu lassen und so Ressourcen zu schonen. Aus dieser spontanen Idee wurde ein Konzept, das bis heute trägt.
Wie AfB Inklusion versteht
2025 beschäftigt AfB europaweit rund 700 Mitarbeitende an 21 Standorten in fünf Ländern, 49 % davon mit Behinderung. Ob in der Produktion, im Lager, im Vertrieb oder in der Verwaltung: Alle tragen auf ihre Weise entscheidend zum Unternehmenserfolg bei. Möglich wird dies, weil AfB Inklusion als Haltung versteht: Barrieren entstehen nicht bei den Menschen, sondern in den Rahmenbedingungen. Deshalb werden Arbeitsplätze passgenau gestaltet, Arbeitszeiten individuell angepasst und durch Sensibilisierungsmaßnahmen ein respektvolles Miteinander gefördert. Dieses Bewusstsein, dass jeder mit den richtigen Bedingungen wertvolle Leistungen erbringen kann, ist fest in der Unternehmenskultur verankert.
Geschäftsführer Daniel Büchle macht deutlich, dass AfB, anders als Werkstätten für behinderte Menschen, als reguläres Wirtschaftsunternehmen agiert. Alle Mitarbeitenden sind voll sozialversicherungspflichtig angestellt und erhalten marktgerechte Gehälter. Einen Unterschied hebt Büchle jedoch hervor: „Unsere finanziellen Überschüsse fließen vollständig zurück ins Unternehmen. So schaffen wir zusätzliche inklusive Arbeitsplätze und gestalten IT-Remarketing immer nachhaltiger. Unser langfristiges Ziel sind 500 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung. Mit aktuell über 300 Kolleginnen und Kollegen mit Schwerbehinderung haben wir bereits mehr als die Hälfte geschafft.“
Barrieren entstehen nicht bei den Menschen, sondern in den Rahmenbedingungen.“
Green IT — Nachhaltigkeit als zweiter Kern
Zusätzlich zum Thema Inklusion prägt auch Nachhaltigkeit die DNA von AfB. Als „social & green IT“-Unternehmen verfolgt AfB den Ansatz, die Lebensdauer von IT-Hardware zu verlängern und so wertvolle Ressourcen einzusparen. AfB bezieht die Hardware zum Wiederaufbereiten von über 1.800 renommierten Unternehmen europaweit, darunter 10 von 40 DAX-Konzernen alleine in Deutschland. Diese Unternehmen erhalten im Gegenzug eine Wirkungsurkunde, die sie für ihr ESG-Reporting nutzen können. 2024 hat AfB die Wirkungsmessung um die Komponente des „Social Impact“ ergänzt. Als erstes Unternehmen überhaupt hat das IT-Unternehmen diese Komponente in der eigenen Belegschaft analysiert, in einer umfangreichen Studie mit dem Beratungsunternehmen CONCERN. Das empirische Ergebnis liegt dabei in allen abgefragten Kategorien über dem Mittelwert und kann somit als „sehr gut“ gewertet werden. Die neuen Erkenntnisse fließen seitdem auch in die aktuell erscheinenden Wirkungsurkunden für Unternehmen und Behörden mit ein. „Nachhaltigkeit und soziale Wirkung sind bei uns schon immer untrennbar miteinander verbunden. Neben ökonomischen und ökologischen Zielen haben wir zudem das sehr ambitionierte Ziel, das Leben der Menschen durch die Arbeit bei uns zu verbessern. Jetzt können wir die soziale Wirkung unserer gelebten Vielfalt noch detaillierter und wissenschaftlich fundiert ausweisen, wodurch wiederum unsere Partnerunternehmen beispielsweise bei ihren Nachhaltigkeits-Reports profitieren“, zeigt sich Büchle sichtlich stolz.
(Quelle: AfB gGmbH)
Aufbereitete Geräte von über 1.800 Geschäftskunden verkauft AfB über 21 Filialen sowie den Onlineshop vor allem an Privatpersonen, gemeinnützige Organisationen und Schulen.
Barrierefreiheit — mehr als Rampen und Aufzüge
Barrierefreiheit bedeutet bei AfB weit mehr als bauliche Maßnahmen oder spezielle Software. Die Schwerbehindertenbeauftragte Anja Spangenberg reist regelmäßig durch die deutschen Niederlassungen, spricht mit den Mitarbeitenden und setzt konkrete Verbesserungen um. Ergonomische Stühle, höhenverstellbare Tische, Spezialtastaturen für Menschen mit Sehbehinderung oder angepasste Akkuschrauber für die Produktion sind Beispiele dafür. Ebenso unterstützt Spangenberg beim Ausfüllen von Anträgen und beim Einfordern von Rechten — oft ein entscheidender Schritt, um Belastungen zu verringern. „Viele Kolleginnen und Kollegen wissen gar nicht, welche Möglichkeiten ihnen offenstehen. Sie sind sehr dankbar für Tipps, die beruflich wie privat helfen können.“
Spangenberg selbst startete 2018 als erste Frau im Technikteam am Standort Sömmerda. Eine Kollegin mit Asperger-Syndrom bat sie bald um Unterstützung. Mit der Zeit kamen immer mehr Anfragen hinzu, sodass sie sich 2021 zur Schwerbehindertenbeauftragten für ganz Deutschland zur Wahl stellte — mit Erfolg. Heute blickt sie auf zahlreiche positive Erlebnisse zurück: „Der Kontakt zu Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen macht mir Freude. Noch schöner ist es, wenn ich konkrete Unterstützung geben und Hindernisse beseitigen kann.“
Barrierefreiheit bedeutet bei AfB weit mehr als bauliche Maßnahmen oder spezielle Software.“
Inklusion als Innovationskraft und Fachkräftestrategie
Viele überrascht es: Inklusion ist bei AfB kein soziales Experiment, sondern treibende Kraft für Innovation. Unterschiedliche Sichtweisen führen zu besseren Lösungen, gerade in einer dynamischen Branche wie der IT. Die Teams bei AfB beweisen Tag für Tag, dass Inklusion und Effizienz sich nicht ausschließen, sondern einen Wettbewerbsvorteil darstellen. Zudem ist Inklusion ein strategischer Ansatz gegen den Fachkräftemangel: Während andere Unternehmen über fehlende Bewerber*innen klagen, nutzt AfB die Potenziale von Menschen, die im klassischen Auswahlverfahren oft übersehen werden. Anstatt starr an Rollenprofilen festzuhalten, werden Tätigkeiten flexibel kombiniert und individuell zugeschnitten. Das schafft echte Teilhabe und macht den entscheidenden Unterschied — besonders für Menschen mit Behinderung, deren Stärken in einem standardisierten Bewerbungsprozess leicht verborgen bleiben. AfB arbeitet zudem eng mit Werkstätten für Behinderung zusammen und ermöglicht mehrwöchige Praktika auch für Quereinsteiger*innen, die häufig in feste Anstellungen münden.
(Quelle: AfB gGmbH)
Anja Spangenberg setzt sich als Schwerbehindertenbeauftragte für die besonderen Bedürfnisse ihrer Kolleg*innen ein. „Der Kontakt zu Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen macht mir Freude. Noch schöner ist es, wenn ich konkrete Unterstützung geben und Hindernisse beseitigen kann.“
Der wichtigste Tipp von AfB an andere Unternehmen lautet: Nicht warten, bis alles perfekt ist.“
Ausbildung und Studium — Perspektiven von Anfang an
Bereits in der Ausbildung neuer Talente legt AfB Wert auf Inklusion. Junge Menschen mit und ohne Behinderung werden gemeinsam praxisnah geschult. Egal ob Ausbildung oder duales Studium — in den Bereichen E-Commerce, Büromanagement, Lagerlogistik, Einzelhandel, Groß- und Außenhandel und im IT-System-Management gibt es viel Abwechslung. Dabei begleiten unsere Fachabteilungen die Auszubildenden und Studierenden sowohl fachlich als auch persönlich, um Selbstvertrauen und Teamfähigkeit zu stärken.
Ein gutes Beispiel dafür, wie der Weg nach der Ausbildung bei AfB aussehen kann, ist Julian Stolz. Er begann 2014 eine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann, arbeitete anschließend im Kundenservice und ist seit 2022 Teil des E-Commerce-Teams. Aufgrund seiner infantilen Zerebralparese ist er auf einen Rollstuhl angewiesen, doch seine Botschaft ist klar: „Ich kann mich hier voll einbringen. Meine Behinderung schränkt mich nicht ein — ich habe alles, was ich brauche, um erfolgreich und selbstbestimmt zu arbeiten.“ Dass Inklusion funktioniert, belegt auch eine externe Auszeichnung: Der AfB-Onlineshop ist der beste Anbieter in der Rubrik „Online-Shops für refurbished Apple- und Windows-Laptops“, Stiftung Warentest 09/2025, gut (2,2).
Inklusion ist bei AfB kein soziales Experiment, sondern treibende Kraft für Innovation.“
Chancengleichheit schon in der Schule
Darüber hinaus engagiert sich AfB in Schulen. Immer mehr Klassen, Lehrkräfte und Verwaltungsbereiche in Deutschland werden mit moderner Hardware ausgestattet — ein cleverer Weg, frühzeitig auf Fachkräfte aufmerksam zu machen. Damit Bildungsgerechtigkeit gewährleistet bleibt, können Eltern Geräte wie Notebooks und Tablets mit Versicherung und Service sowohl kaufen als auch mieten. Finanziell eingeschränkte Familien erhalten dabei über einen Bildungsfonds monetäre Unterstützung, ohne Bankkredit und Schufa-Auskunft. So erhalten alle Schüler*innen die gleiche Ausstattung — und die Chance, im digitalen Klassenzimmer mit gleichen Voraussetzungen zu lernen.
Fazit: Einfach anfangen
Der wichtigste Tipp von AfB an andere Unternehmen lautet: Nicht warten, bis alles perfekt ist. Der Weg zu mehr Inklusion beginnt mit ersten Schritten — zuhören, lernen, gestalten. Inklusion entsteht nicht durch Papier oder Policies, sondern durch Menschen. Und diese Menschen gibt es überall. Man muss nur ihre Stärken erkennen und ihnen eine Chance geben.