Warum (Ab-)Wasser mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, unterstreicht diese Zahl: 80 Prozent der Abwässer auf der Welt fließen derzeit noch ungeklärt in die Natur. Eine Zahl, die Wassertechnolog*innen auf der ga nzen Welt nach unten treiben wollen. Ihr Job ist es, Wasseranlagen und Versorgungssysteme zu betreiben, Pumpen und Rohrleitungssysteme zu warten, Leckagen zu finden und zu reparieren, um so die Prozesse rund um die Uhr am Laufen zu halten. Hinzukommen die stetigen Beprobungen als wichtiger Indikator für die Wasserqualität. Weitere Besonderheit des Berufsbilds: Die Ausbildung der Umwelttechnolog*innen ist auf Kooperation mit anderen Berufen ausgerichtet. Denn sie müssen sicher erkennen, wann sie die Unterstützung von anderen Gewerken benötigen oder mit welchen Informationen sie andere Fachkräfte einbeziehen müssen. Denn: „Arbeitsschutz und der Schutz der Umwelt stehen immer im Vordergrund. Ebenso wie die Vermeidung von Anlagenschäden, denn die führen in aller Regel auch zur Umweltverschmutzung – Wasser fließt, ob man will oder nicht!“, führt Klaus Kronberger aus.
Breite Unterstützung für optimale Trainingsbedingungen
Diese und weitere Fähigkeiten verfeinern künftige Wasser-Fachkräfte an der Kerschensteinerschule in Stuttgart, unter anderem Berufsschule für umwelttechnische Berufe. Sie erhielt 2022 von WorldSkills Germany die Zertifizierung als Leistungszentrum. Die über 30 deutschen Bundesund Leistungszentren sind u. a. ein zentraler Baustein für eine strukturierte und breit aufgestellte Wettbewerbsvorbereitung in diversen Disziplinen sowie Förder- und Unterstützungsmaßnahmen für Auszubildende und junge Fachkräfte. In diesen Zentren wird das Prinzip „Lernen im Wettbewerb“ aktiv in den Ausbildungsalltag integriert und kommt somit auch denjenigen Auszubildenden zugute, die es nicht ganz bis auf die internationale Wettbewerbsbühne schaffen.
An der Kerschensteinerschule in Stuttgart erhalten die Teilnehmenden (inter)nationaler Wettbewerbe ein professionelles Training, um ihre technischen, organisatorischen und sozialen Kompetenzen zu schärfen. „Die WorldSkills-Wettbewerbe sind eine hervorragende Plattform, um berufliche Spitzenleistungen sichtbar zu machen und jungen Menschen Perspektiven in ihren Traumberufen aufzuzeigen“, erklärt Schuldirektorin Martina Schiller ihre Motivation, die Berufsschule in Feuerbach zum Dreh- und Angelpunkt für die Ausbildung in Berufen rund um die Wasserwirtschaft zu machen. Besonders an der Kerschensteinerschule ist das vielfältige Unterstützernetzwerk, zu dem neben ADIRO auch Festo Didactic SE, die Bodensee Wasserversorgung und Stadtentwässerung Stuttgart, die Universität Stuttgart und die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) gehören. „Dass ein Leistungszentrum von so einer breiten Unterstützung profitieren kann, ist etwas Besonderes“, unterstreicht Klaus Kronberger, dessen Unternehmen auch Mitglied von WorldSkills Germany ist. Denn je vielfältiger die ideellen Träger aufgestellt sind, desto breiter und umfassender kann auch die gezielte Förderung der Fachkräfte erfolgen.
Praxisorientierte Ausbildung in Water Technology
Ein Blick in das Leistungszentrum zeigt, wie die Vorbereitung auf die Wettbewerbe abläuft: In modernen Laboren und Werkstätten trainieren die Teilnehmenden den Umgang mit Pumpen, Armaturen und Mess-/Regeleinrichtungen ebenso wie komplexe Planungs- und Inbetrieb- nahmen. „Unser Ziel ist es, die Teilnehmenden bestmöglich auf die Herausforderungen der WorldSkills-Wett- bewerbe vorzubereiten“, betont Hilmar Tetsch, Chef-Experte bei WorldSkills in der Disziplin Water Technology. „Dabei legen wir besonderen Wert auf die Verzahnung von Theorie und Praxis.“
Diese Herangehensweise zahlt sich aus: Immer wieder schaffen es Auszubildende und junge Fachkräfte vom Leistungszentrum Kerschensteinerschule bei den internationalen Wettbewerben Erfolge zu erzielen – wie jüngst Maike Carolin Adel aus Konstanz, die für ihre Leistungen bei den diesjährigen WorldSkills in Lyon eine Exzellenzmedaille erhielt und als Beste Europas in der Disziplin Water Technology ausgezeichnet wurde. Die Goldmedaille ging an China, dicht gefolgt von den Nationen Singapur, Korea, Indien und eben Deutschland, die nur 9 Punkte auseinander lagen. „Der Erfolg zeigt, dass wir mit unserem Konzept auf dem richtigen Weg sind“, bestätigt Hilmar Tetsch. „Wir möchten jungen Menschen nicht nur exzellente fachliche, sondern auch überfachliche Kompetenzen vermitteln – und sie so optimal auf eine erfolgreiche Karriere vorbe- reiten.“ Sowohl die Trainings als auch die Wettbewerbe vermitteln Wissen, das über die Inhalte der Berufsausbildung hinaus geht. Dieses tragen die Teilnehmenden dann in ihre Unternehmen, sodass neben den jungen Fachkräften auch diese von den Wettkämpfen profitieren.
Dass es nicht allein um persönliche Ziele geht, zeigen auch die jüngsten Ereignisse wie die spätsommerlichen Hochwasser und Überschwemmungen in ganz Europa – das Thema Wasser ist ein gesamtgesellschaftliches. „Wasserwirtschaft ist ein hochkomplexes Gefüge aus nachhaltiger Planung, Entwicklung, Verteilung und Verwaltung der optimalen Nutzung von Wasserressourcen und fängt bei den Themen Trinkwasserversorgung und Hochwasserschutz erst an. Es ist eine faszinierende Branche, die auch eng verknüpft ist mit der Etablierung von erneuerbaren Energien in der Energieund Wärmewende, zum Beispiel in Form von Wasserkraftwerken“, ergänzt Klaus Kronberger. Ihm ist es daher ein Anliegen, die vielfältige Berufelandschaft rund ums Thema Wasser auch mit Hilfe der Disziplin Water Technology bei den WorldSkills-Wettbewerbern bekannter zu machen. „Die Ressource Wasser ist eine der wichtigsten der Welt. Das Betätigungsfeld ist vielfältig. Dass wir das zeigen können, dafür ist das Leistungszentrum Water Technology ein wichtiger Multiplikator“, unterstreicht er.
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