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WorldSkills Germany sucht Geschichten aus den vergangenen Dekaden — wie die von Dreher und Bronzemedaillengewinner Uwe Severins

Deutschland feiert 70 Jahre Mitgliedschaft bei WorldSkills

„Das Erlebnis hat mein Leben bis heute geprägt“, sagt Uwe Severins. Dass das kein Lippenbekenntnis ist, merkt man dem 72-Jährigen an, wenn er lebhaft von seinen Erinnerungen berichtet, was nach dem nationalen Ausscheidungswettbewerb passierte: „Am Ende erreichte ich zu meiner großen Freude den ersten Platz und erhielt damit das Flugticket für die Teilnahme in Japan.“ Zur Zeit des Kalten Krieges war es kein leichtes Unterfangen, nach Tokio zu gelangen: „Für mich war das zur damaligen Zeit eine unvorstellbare Reise. Den regulären Überflug über Russland gab es nicht. Der Flug führte von Frankfurt nach Hamburg, über den Nordpol, dann nach Anchorage in Alaska und weiter nach Tokio.“ Das bedeutete 18 Stunden Flugzeit für die Delegation der Bundesrepublik Deutschland aus 12 Delegierten, Betreuern, Sachverständigen und 30 Fachkräften aus unterschiedlichen Berufen. Insgesamt nahmen 280 Fachkräfte aus 15 Nationen teil.

 Fahnenträger der deutschen Delegation 

Die Eindrücke scheinen den damals 19-jährigen Dreher derart geprägt zu haben, dass er sie auch heute noch scheinbar mühelos abrufen kann – als sei der Wettbewerb erst gestern gewesen und nicht vor 53 Jahren: „Die Eröffnungsfeier fand in Tokio, in der Kampfsporthalle ‚Nihon (Nippon) Budokan‘ statt. Man hatte mich auserwählt, die Fahne der deutschen Delegation ins Stadion zu tragen. Dies war eine ganz besondere Ehre für mich“, erinnert er sich mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Welche große Wertschätzung Japan der Veranstaltung entgegenbrachte, wird auch dadurch deutlich, dass der damalige Kronprinz und spätere Kaiser Akihito, der von seiner Gattin Michiko begleitet wurde, die WorldSkills eröffnete.

Erfolgreiches Abschneiden trotz einiger Widrigkeiten 

Auch die Deutsche Handwerks Zeitung berichtete damals detailreich über den beruflichen Wettbewerb – und einige Widrigkeiten: „Aus der Sicht des Handwerks kann das Ergebnis des 19. Internationalen Berufswettbewerbs trotz aller Schwierigkeiten als hervorragend gelten. Dies gilt insbesondere dann, wenn berücksichtigt wird, daß dem Teilnehmer im Radio- und Fernsehtechniker- Handwerk umfangeiche Bedienungsanleitungen – über 80 Seiten – nur in englischer Sprache vorgelegen haben, daß der Uhrmacher sich bei der Arbeit durch einen unglücklichen Sturz verletzt hatte und den bis dahin erworbenen 2. Platz bei der Uhrreparatur wegen nicht voller Gebrauchs- und Funktionsfähigkeit seiner Hände nicht halten konnte und daß der Herrenfriseur Aufgaben gestellt bekam, die nicht den Entscheidungen des Technischen Rates entsprachen.“ Trotz dieses Wettbewerbspechs schnitten die 30 deutschen Teilnehmer erfolgreich ab, mit je vier Gold-, Silber- und Bronzemedaillen sowie sieben Ehrenurkunden, vergleichbar mit den heutigen Exzellenzmedaillen, und erreichten damit den 2. Platz der Nationen. 

Eine Verbindung, die bleibt 

Doch was kam nach dem Erfolg bei der ersten WorldSkills außerhalb Europas für Uwe Severins? „Beruflich bin ich der Zerspanung treu geblieben, habe eine Technikerausbildung gemacht und mich Zeit meines Lebens weitergebildet. Ich beherrsche auch heute noch alle Tugenden der Zerspanung mit seinen vielfältigen Facetten“, berichtet er nicht ohne Stolz. Die WorldSkills-Gemeinschaft hatte er zwischendurch aus den Augen verloren, im Internet erfuhr er, dass WorldSkills Germany auf der Suche nach Geschichten der letzten Dekaden ist. Den Kontakt zu WorldSkills wird er so schnell nicht wieder verlieren, er verspricht: „Ich habe mir gleich den Termin für die nationale Entscheidung der CNC-Dreher auf der EMO in Hannover notiert. Den möchte ich gerne wahrnehmen und mich noch einmal in diese Atmosphäre begeben, diesmal als Zuschauer.“

 

Wir suchen Ihre Geschichten! 

Sie haben Dokumente, Fotos oder persönliche Erlebnisse rund um WorldSkills aus den vergangenen 70 Jahren? Wir freuen uns auf Ihre Geschichten: https://www.worldskillsgermany.com/de/70-jahre-jubilaeum/ 

Noch mehr über die Erlebnisse von Uwe Severins lesen Sie auf: https://www.worldskillsgermany.com/de/blog/2023/05/26/deutschland-feiert-70-jahre-mitgliedschaftbei-worldskills 

Uwe Severins mit seinem Werkstück bei den WorldSkills Tokio 1970.
Uwe Severins mit seinem Werkstück bei den WorldSkills Tokio 1970.